Kirche in Kempen: Steht St.Marien isoliert da?

Im katholischen Kempen ist die Diskussion über den künftigen Zuschnitt einer Gemeinschaft von Gemeinden voll entbrannt.

<strong>Frau Germes-Dohmen, beim Neujahrsempfang Ihrer Gemeinde St.Josef haben Sie und Ihr Vorstandskollege Christoph Bildstein eine Lawine losgetreten. Es kam der Vorwurf an die Propsteipfarrgemeinde, dass von dort zentralisierende Tendenzen ausgehen, aber zu wenig Unterstützung kommt...Ina Germes-Dohmen: Vorwurf ist das falsche Wort. 2007 war bei uns und in Christ-König bestimmt durch die Vakanz nach dem Weggang von Pfarrer Rombach und die Diskussion um eine Gemeinschaft von Gemeinden. Tatsache ist, dass wir in Kempen in der mittlerweile vierjährigen Diskussion um einen vernünftigen Zuschnitt der GvG in eine Sackgasse geraten sind. Da ist die Propsteigemeinde auf der einen Seite und die drei Gemeinden St.Josef, Christ-König und St.Hubertus auf der anderen Seite. Wodurch hat sich diese Kluft gebildet?Germes-Dohmen: Der Propst will beispielsweise die Chorarbeit zusammen legen, was bei uns einen Sturm der Entrüstung auslösen würde. Oder die Jugendarbeit. Es geht also um die pfarrliche Arbeit, wo wir sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Wenn Sie aber nun im Umkehrschluss für eine große GvG mit Krefeld-Nord und Tönisvorst plädieren, könnte der Vorwurf kommen, dass St.Josef demnächst Pfarrer für die Gottesdienste einfliegen lässt, weil die Kempener sich nicht grün sind...Germes-Dohmen: Auch hier ist es eine Tatsache, dass aus St.Hubert, Hüls und St.Tönis spontan das Angebot kam, auszuhelfen. St.Hubert mit den Pfarrern Stanusic und Ortens ist mittlerweile unsere verlässlichste Stütze geworden, was die Gottesdienste betrifft. Natürlich haben auch der Propst und Kaplan Schürkens hier ausgeholfen, wofür wir uns auf dem Neujahrsempfang, aber auch schriftlich zu Weihnachten bedankt haben. Worin besteht Ihre Kritik?Germes-Dohmen: Wir finden es schade und auch unverständlich, dass die St.Marien-Geistlichen bei uns nicht mehr Gottesdienste übernehmen können oder wollen als die wenigen, die schon letzten Sommer vereinbart wurden wie die Schulmesse, die Kaplan Schürkens hält. Der Propst könnte entgegenhalten, dass er erst mal im eigenen Hause für eine verlässliche Pfarrversorgung sorgen muss, bevor er in Nachbargemeinden geht.Germes-Dohmen: Man muss bedenken, dass St.Marien einen Kaplan bekommen hat, damit der Propst in den vakanten Gemeinden Dienste übernehmen kann. Wenn von St.Marien jetzt schon gesagt wird, dass man überlastet ist, wie will man das denn in Zukunft alleine stemmen? Um diesen Knoten zu durchhauen, plädieren wir ja auch mit Blick auf St.Hubert, Hüls und Tönisvorst für Hilfe von außerhalb, um unsere Messen nicht zu gefährden. Man könnte meinen, es geht auch um Sympathien gegenüber demjenigen, der auf der Kanzel predigt?Germes-Dohmen: Genau darum geht’s nicht. Bei uns hat doch keiner was gegen den Propst! Es geht um die Frage des Selbstverständnisses. Und es ist unsere Aufgabe als demokratisch gewählter Pfarrgemeinderat, rechtzeitig die Stimme zu erheben. Auslöser

Gremium Ina Germes-Dohmen ist seit zehn Jahren die Pfarrgemeinderats-Vorsitzende der Gemeinde St.Josef.

Neujahrsempfänge Mit ihrer kritischen Rede beim Neujahrsempfang hat die 45-Jährige der Diskussion über den künftigen GvG-Zuschnitt neuen Nährboden gegeben.

Auslöser Wegen Priestermangel und Geldnot muss das Bistum Aachen die Kräfte bündeln und Gemeinschaften von Gemeinden (GvG) bilden.

Vorgabe Der Bischof hat den Plan, diese GvGs innerhalb der Gemeindegrenzen zu bilden.

GvG-KK Für Kempen würde das bedeuten, dass die Alt-Kempener Gemeinden St.Marien, St.Josef und Christ-König mit St.Hubertus zu einer GvG werden. Tönisberg gehört zum Bistum Münster, ist außen vor.

St.Hubert Widerstand gab es zunächst aus St.Hubert, wo man eine GvG mit St.Tönis und Hüls bevorzugte.

GvG-Niederrhein Mittlerweile ist die Idee einer großen GvG (Niederrhein-GvG mit neun Pfarreien) mit Kempen, Krefeld-Nord und Tönisvorst geboren.