Kabarett in Lank: Auf der Spur der Scheine

Deutschlandpremiere mit Heinrich Pachl im Forum.

Lank. Heinrich Pachl ist wie ein kabarettistischer Dozent. Er versucht uns zu erklären, wie das alles soweit kommen konnte mit diesen momentanen Krisen - der Finanzkrise, der Krise der SPD und warum eigentlich diese Linken so erfolgreich sind. Immer wieder wendet er sich scheinbar angespannt an das Publikum und fragt eindringlich "Verstehen Sie...?"

Er will unbedingt, dass wir verstehen, er leidet, unterstreicht seine Ausführungen mit ausladender Gestik, rudert mit den Armen, seine Stimme überschlägt sich fast, wenn er selbst kaum glauben kann, was er da gerade gesagt hat, obwohl er doch nur zitiert, wie die Krisen-Verursacher versuchen, ihr Handeln zu rechtfertigen.

Pachl begibt sich in seinem neuen Programm "auf die Spur der Scheine". Zwar klaffen bei der Deutschland-Premiere im Wasserturm sichtbare Lücken zwischen den Stuhlreihen, doch die Gekommenen wissen, worauf sie sich eingelassen haben und hängen dem seit fast 40 Jahren auf Kabarettbühnen präsenten Kölner an den Lippen, warten begierig auf eine süffisant durch den Mundwinkel gepresste Bosheit oder ein grammatikalisch diffiziles Wortspiel.

Wenn Pachl den Eindruck hat, dass seine Schilderungen einer zusätzlichen Erläuterung bedürfen, hilft er mit Vergleichen nach, etwa aus dem Tierreich. Denn wenn der Grizzlybär mehr Lachse fängt und tötet, als er überhaupt essen kann, dann sind die Parallelen zur Finanzwelt offensichtlich und auch der letzte Zweifler versteht.

Wenn der Kleinkunst- (1982), Grimme- (1986) und Kabarett-Preisträger (2006) sich einmal in Rage geredet hat, dann hält es ihn auch nicht an seinem Bistrotischchen, auf dem Manuskripte und Zeitungen gestapelt liegen. Dann prescht er nach vorne an den Bühnenrand, fuchtelt wieder wild mit den Armen herum, weil es so wichtig ist, dass wir begreifen, wie das alles in Wirklichkeit zusammenhängt.

Nach der Pause wirkt Pachl gelassener, weil es eben nicht hoffnungslos ist, weil es Lösungen gibt, wir müssen nur daran glauben, Vertrauen haben. Statt in Aktien sollte man eben lieber in Matratzen investieren, dort das Gesparte bunkern und siehe da: Am Ende des Jahres gibt es keinerlei Verluste zu beklagen.

Dass Pachl weiß, wie es geht, kommt nicht von ungefähr. Fast täglich telefoniere er mit Entscheidungsträgern der Nation, behauptet er; mit Ackermann, mit Meisner. Daher kennt er alle Tricks und Kniffe - etwa, wie man sich zunächst um Kopf und Kragen redet, nur um sich im Anschluss wieder aus der Schusslinie zu fabulieren.

Ein Beispiel: "Ich habe das gesagt, aber es war anders gemeint, als ich gedacht habe" - frei nach dem Motto: Ich muss nur klug daherreden, dann hab’ ich meine Ruhe.