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Meerbusch: Vorfreude auf den Weihnachtsteller

Materielles hatte in Kriegszeiten an Heiligabend keine Bedeutung. Eltern ließen ihre Fantasie spielen, damit Kinder trotzdem schöne Weihnachten hatten.

Meerbusch. Am Heiligen Abend regiert in vielen deutschen Wohnzimmern längst der Konsum. Insbesondere die Wunschliste der Kinder ist lang und wird von High Tech dominiert:

Ob Play-Station, ein I-Pod oder das neueste Handy - die Eltern müssen bisweilen tief in die Tasche greifen, wenn der Sprössling sich auf dem Schulhof nicht den Spott Gleichaltriger zuziehen will.

Während des Zweiten Weltkriegs - und natürlich nicht zuletzt in den ersten Jahren danach - war an teure Geschenke nicht zu denken. Dennoch versuchten Eltern, ihren Kindern ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten. Materielle Werte spielten keine Rolle, Ideenreichtum war gefragt. Viele Meerbuscher können sich noch gut an diese Zeit erinnern.

Robert Rameil etwa weiß zu berichten, wie damals plötzlich das Schaukelpferd aus dem elterlichen Haus verschwunden war. Am Heiligen Abend stand es dann - frisch gestrichen - wieder glänzend mitten im Raum.

"Wir hatten auch stets einen Weihnachtsbaum. Mein Vater stibitzte auf seinen Touren durch das Sauerland gelegentlich junge Bäume und pflanzte diese im Garten neu ein. Wir hatten eine richtige Weihnachtsbaum-Plantage im Vorgarten."

Herbert Jacobs hat eine Erklärung, warum der Weihnachtsbaum früher tatsächlich bis Mariä Lichtmess Anfang Februar hielt, ohne zu nadeln: "Wir konnten aus finanziellen Gründen doch immer nur am Wochenende heizen."

Als Festschmaus landete im Hause Jacobs einst das Stallkaninchen im Topf, "obwohl wir es das ganze Jahr über doch liebevoll gefüttert hatten", gruselt es Jacobs heute ein wenig, wenn er daran zurückdenkt.

Das schönste Weihnachtsgeschenk war für Siegfried Scharbert, als er 1946 ("Wir waren bettelarm") unter dem Weihnachtsbaum einen Umschlag vorfand. "In dem Brief stand geschrieben, dass ich die Höhere Schule besuchen durfte. Dieses Glück konnte ich kaum fassen."

Der Jugendkaplan hatte sich als Mäzen für bedürftige Kinder betätigt und das Schulgeld (20 Mark) gestiftet. "Sein hoffnungsvoller Hintergedanke war wohl, dass ich später einmal Priester werden könnte", kann sich Scharbert ein Lächeln nicht verkneifen.

Klaus Hellmich kann sich noch gut daran erinnern, wie riesig die Freude war, als es am Heiligen Abend eine Leberwurst gab. Ein großes familiäres Beisammensein hat es im Hause Hellmich bereits zu Nikolaus gegeben: "Mein Großvater hatte elf Kinder und 25 Enkel, das war jedes Jahr eine monumentale Versammlung."

Bis in das Jahr 1933 reicht die Erinnerung von Rosemarie Vogelsang zurück. "Meine Mutter hatte mir in mühevoller Handarbeit eine Puppenstube gebastelt. Da war alles drin: WC, Schlaf- und Wohnzimmer, alles mit Durchgängen und einem Fußboden aus kleinen Brettern. Ich hätte ihr fast geglaubt, dass die Stube vom Christkind stammt. Bis ich sah, dass meine Mutter Tapetenreste aus unserer eigenen Küche verwendet hatte. Da war mein Glaube doch ein wenig erschüttert."

Weihnachten 1941 bemängelte Vogelsangs Vater, der Weihnachtsbaum würde doch fehlen. Der pfiffige Bruder organisierte schnell ein Mini-Bäumchen, für das der Vater aber zunächst nur abfällige Bemerkungen übrig hatte.

Als die Familie, vom Fliegeralarm überrascht, plötzlich in den Luftschutzkeller musste, schnappte sich der Bruder das Bäumchen und nahm es mit: "Plötzlich kam in dem sonst so dunklen Keller richtig weihnachtliche Stimmung auf. Es war erstmals fast hell, ich wollte gar nicht mehr nach oben", erzählt Vogelsang rückblickend.

Herbert Jacobs kann sich noch daran erinnern, wie groß die Vorfreude auf den Weihnachtsteller war. "Äpfel, Nüsse, Plätzchen, vielleicht sogar ein Stück Schokolade - das hat bei uns Wochen gehalten." Und auch Paul Hoffmann, bei dem als gebürtigen Belgier Weihnachten früher nicht die große Bedeutung hatte, gerät ins Schwärmen: "Denk’ ich an Weihnachten, denk’ ich an Süßes."

Als Kind, das in einer streng katholischen Gegend heranwuchs, weiß Jacobs noch, "dass wir früher praktisch alle Priester werden wollten. Daher gab’s zu Weihnachten einen kleinen Tischaltar und in den Jahren danach immer wieder Ergänzungsteile, um den Altar mit Leben zu füllen." Lieblingsgeschenk Nummer zwei: Spielsoldaten. "Die haben ich sogar richtig aufmarschieren lassen", berichtet Jacobs mit gespieltem Stolz.

Dass die Weihnachtszeit gerade für junge Messdiener nicht immer das reine Zuckerschlecken war, davon kann Siegfried Scharbert ein Liedchen singen: "Christmette um 4 Uhr, dann durchhalten bis zum Hochamt morgens um 10 Uhr - der Weihrauch, die volle Kirche, da ist manch einer irgendwann umgekippt."