Lank: Ein Ostalgiker packt aus

Uwe Steimle mischt im Forum geschickt Kabarett und Schauspielkunst.

Lank. Natürlich drängt sich bei der Wahrnehmung von Uwe Steimle zunächst einmal der Dialekt in den Vordergrund. Er überspitzt das Sächselnde, spielt mit den Worten, zieht sie bewusst in die Länge, so dass sich dem Zuschauer im Rheinland zwar die Nackenhaare sträuben, er aber gleichermaßen prusten muss vor Lachen.

Steimle ist bekennender Ostalgiker. Er kommt nun einmal aus Dresden, liebt seine Heimatstadt und siedelt seine Kultfigur Günther Zieschong auch genau dort an.

Dass "Günther allein zu Haus" ist, wie das Programm verrät, kommt nicht von ungefähr, denn der ehemalige Parteisekretär hat sich inzwischen in das Heer der Langzeitarbeitslosen eingereiht. Das ist unfair, findet Günther, und das erklärt er auch dem Publikum im Lanker Forum.

Dafür schlüpft Steimle mit Haut und Haar in den Blaumann des tumben Nichtsnutzes, der selbstredend früher alles besser fand und stets seine erschreckend reaktionären Weisheiten kundtut - dies aber so Mitleid heischend verpackt, dass es dem Publikum schwer fällt, Günther nicht zu mögen.

Den Schauspieler merkt man dem Kommissar aus Polizeiruf 110 sofort an. Jede scheinbar noch so lapidare Handbewegung folgt einer exakt einstudierten Choreografie, die Sprechpausen sind bewusst gesetzt, auch die Körperhaltung muss auf den Punkt stimmen: Die Hände in die Hüften gestemmt, den Bauch nach vorne geschoben, dazu ein feixendes Grinsen und ein Satz gesagt wie "Ich hab’ nix gegen Schwule, ist ja nicht meine Gesundheit" - so stellt man sich den typischen Ossi-Spießer vor.

Steimle bleibt dennoch jederzeit liebenswert, geht auf das Publikum ein, greift Zwischenrufe auf, muss mehrfach über sich selbst lachen und hat sogar einen Witz auf Lager, als ein Handy klingelt. Er zelebriert auch die leisen Töne auf der Bühne, löst sie dann aber schnell wieder mit ein paar albernen Faxen auf.

Und am Ende gibt es dann doch den großen Rundumschlag. "Wir hätten das bundesdeutsche System lieber erst einmal leasen sollen", überlegt Günther, nur um flugs hinterher zu schieben: "Na ja, alles war auch nicht gut in der DDR."