Wirtschaft: Manager der Zukunft zeigen Gefühle

Mark Goossens will Chefs zu mehr Menschlichkeit motivieren.

Osterath. Ein Unternehmensberater im klassischen Sinne ist Mark Goossens nicht. Sogar alles andere als das. Der gebürtige Niederländer hat bei seiner Arbeit keine Zahlenkolonnen oder Bilanzen im Blick, er spricht viel lieber von Dingen wie Wertorientierung, Authentizität oder gar Menschlichkeit - und hat dabei doch vor allem eines im Sinn: Dass die Umsatzzahlen des von ihm betreuten Unternehmens besser werden.

In Einzelcoachings oder Workshops in möglichst kleinen Gruppen knöpft er sich auf Wunsch Führungskräfte, Abteilungs- oder Bereichsleiter vor und macht zunächst einmal nichts anderes, als mit ihnen zu reden.

"Ich muss ein Gefühl für das Unternehmen bekommen, das Leitbild verstehen, vor allem aber hinter die Fassade des Menschen schauen und versuchen, das Eis zu brechen", erklärt der Geschäftsführer seines Unternehmens MMG. Das Kürzel steht für Management mit Gefühl - und das sagt viel aus über die Geschäftsidee des 49-Jährigen.

Voraussetzung: "Die Teilnehmer müssen prinzipiell bereit sein, sich zu öffnen, Mut haben, neue Wege zu gehen, Blockaden aufzubrechen. Denn nur, wer sich körperlich und geistig in einer ausgewogenen Balance bewegt, kann eine wertorientierte Unternehmenskultur von oben vorleben", doziert Goossens.

Das mag auf den ersten Blick ein bisschen wie die Weisheit eines Gurus klingen, jedoch scheint der Erfolg ihm recht zu geben. Welche Droge er denn seinen Angestellten gegeben hätte, sei eine Führungskraft, die am Workshop von Goossens teilgenommen habe, angesichts von neuerdings hoch motivierten Mitarbeitern gefragt worden.

Goossens war 16 Jahre selbst in der Chefetage von deutschen Unternehmen tätig, zuletzt in der Telekommunikationsbranche, und hat dabei nach eigenen Angaben gelernt, wie ein authentischer Führungsstil aussehen kann.

"Man darf sich natürlich nicht alles gefallen lassen, muss jedoch auch mal einstecken können. Eine Führungskraft sollte jedenfalls jederzeit bereit sein, sich in den Mitarbeiter hineinzuversetzen, damit er versteht, warum derjenige gewisse Dinge so und nicht anders macht. Nur Gesprächs- und Kompromissbereitschaft können langfristig eine Identifikation mit dem Unternehmen erzeugen."

Der Diplom-Ingenieur beginnt seine Coachings oft mit ganz simplen Fragen wie "Wer ist in Ihrem Leben die wichtigste Person?". Und schon dieser Einstieg kann Schwachstellen bei seinem Gegenüber offenbaren, die Goossens zu tiefer gehenden Gesprächen nutzt. Wer ins Stocken gerate und sich nicht entscheiden könne, weil er niemand verletzen wolle, der neige womöglich auch bei der Arbeit dazu, es allen recht machen zu wollen.

"Mit einer Habt-mich-alle-lieb-Mentalität kommt man aber auch nicht weiter. Wer es ernst meint mit dem Vorhaben, andere Menschen verstehen zu wollen, der muss sich erst einmal selbst kennen lernen", so der leidenschaftliche Hobbyflieger.

Im weiteren Verlauf eines Gruppen-Workshops beschränkt sich Goossens oft auf die Rolle des Moderators. "Ist es bei mehreren Personen gelungen, ein offenes Gespräch in Gang zu bringen, ziehe ich mich zurück und greife nur bei Bedarf ein." Transformationsarbeit nennt man das, was Goossens macht.

Das gewünschte Ziel des "Gefühls-Trainings" sei letztlich der "Manager der Zukunft", der ebenso mobilisieren wie motivieren kann und in dessen Unternehmen Kooperation und Teambereitschaft Selbstverständlichkeiten sind.

"Mitarbeiterzufriedenheit führt zwangsläufig zu Kundenzufriedenheit und daher zu steigenden Umsätzen", erzählt der Osterather, der sich gerne nach zwei bis drei Monaten ein Feedback einholt und gegebenenfalls noch ein weiteres Mal mit den geläuterten Chefs zusammensetzt, um Defizite aufzuarbeiten.