Appell an den Rat: Rettet die Neusser Innenstadt
Die Einzelhändler setzen auf zahlreiche Unterschriften von Betroffenen, nicht zuletzt verweist Thomas Toll auf die drohende Gefahr von Arbeitsplatzverlusten, sollten sich erst einmal bei ECE die Türen öffnen.
Neuss. Die Mahnungen, die Befürchtungen und die Appelle sind nicht neu, werden aber jetzt in drängender Form gebündelt. In einem offenen Brief an die Mitglieder des Neusser Stadtrates will der Innendstadt-Einzelhandel die Stadtverordneten zum Handeln auffordern.
Tenor: Die bisherigen Ansätze reichen nicht aus, angesichts des künftigen großen Einkaufszentrums im früheren Huma-Park droht der Innenstadt der Kollaps.
Auf Initiative des City-Treff-Vorsitzenden Thomas Toll werden derzeit Unterschriften bei den Beschäftigten im Innenstadt-Einzelhandel gesammelt, um dem Brief Nachdruck zu verleihen.
Die Einzelhändler konstatieren in ihrem Schreiben angesichts des im Huma-Parks entstehenden ECE-Centerprojektes mit 40.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, die Innenstadt werde in zwei bis drei Jahren an einem Scheideweg stehen.
Die Stadt habe viel Geld investiert, geben die Einzelhändler zu und verweisen in ihrem Brief auf die Arbeiten am Hauptstraßenzug und auf die Gründung der Stadtmarketinggesellschaft. Doch "wohin diese Investitionen langfristig führen sollen, ist nicht erkennbar."
Die Initiatoren um Thomas Toll machen als großes Defizit der Neusser Stadtplaner aus, dass es kein Leitbild gebe und keine langfristige Entwicklung der Stadt. Mehr oder weniger dezent verweisen sie auf den Rhein-Kreis.
Landrat Dieter Patt und sein Wirtschaftsförderer Jürgen Steinmetz "wissen genau, was sie wollen. Auch wenn sie damit so manchem in Neuss mächtig auf die Nerven gehen."
Der Neusser Stadtrat aber, so Tenor des Briefes, lasse keine klare Zukunftsvorstellung erkennen. Ein Ziel sollten die die Stadtpolitiker formulieren, so die Händler, ein Konzept für die Innenstadt, gerade angesichts des im Rheinparkcenters entstehenden "wirtschaftlichen Kolosses".
Kühl reagiert Bürgermeister Herbert Napp auf die Initiative und verweist auf hohe personelle und finanzielle Investitionen in die Innenstadt. Auch gebe es eine klare Innenstadtkonzeption: "Wir positionieren uns gegen den Glaspalast. Die Innenstadt ist weit mehr als Einzelhandel. Hier gibt es urbanes Leben mit Dienstleistern, Wohnungen, Kindergärten. Diese Stärken müssen wir noch mehr herausarbeiten."
Die Einzelhändler dagegen setzen auf zahlreiche Unterschriften von Betroffenen, nicht zuletzt verweist Thomas Toll auf die drohende Gefahr von Arbeitsplatzverlusten, sollten sich erst einmal bei ECE die Türen öffnen.
Wichtig ist ihm, nicht parteipolitisch zu agieren oder verstanden zu werden. Im Oktober soll noch gesammelt werden, kurz vor oder zur Ratssitzung am 7. November will man dann den Appell samt Unterschriften an die Stadtverordneten übergeben.
Das wird vielleicht ein Zusammentreffen der Übergaben: Auch die Initiative "Pro Neuss" will dann ihre Unterschriften in Sachen Straßenbahn übergeben, die den Rat zwingen sollen, sich nochmals mit der Herausnahme der Linie 709 aus dem Hauptstraßenzug zu befassen.