Bühne: Der erste Kuss des Teufels
Realitätsnah und ohne Hascherei nach Effekten präsentierte die Theatertruppe das Stück „AlkoHölle“.
Sprockhövel. Bier und Korn ergeben ein Rentnerfrühstück und damit allein durch den Namen ein ziemlich fades Angebot für Jugendliche. Salonfähig wird der teuflische Stoff, wenn man ihn mixt und zeitgemäß benennt. "Devil’s first Kiss" heißt der Sprit im Theaterstück "AlkoHölle", das Beate Albrecht und ihr Team "Theaterspiel" Freitag in der Hauptschule Niedersprockhövel aufführten.
"Des Teufels erster Kuss" ist bei Licht betrachtet ein Alkopop und damit einer jener coolen Flaschengeister, bei denen drei Gläschen Fusel mit viel Zucker und Chemie abgeschmeckt sind.
Kurzweilig und in moderner Sprache brachte die Truppe um Albrecht das Problem auf die Bühne und hatte trotz Verzicht auf Effekthascherei alle Aufmerksamkeit auf ihrer Seite. Die Geschichte verlief nun mal so, wie jeder Schüler sie am eigenen Leibe erfahren könnte.
Die 19 Jahre alte Lena ist Praktikantin in der Werbeagentur ihrer Tante und erhält dort von einer Kundin eine verführerische Offerte: Gegen gutes Geld soll sie den schmackhaften "Devil" auf dem Markt etablieren. Um auch genau zu wissen, welches Produkt sie bewirbt, wird sie erst mal ordentlich abgefüllt. Im Rausch erfährt sie dann von ihrer Tante, dass Alkohol als tödlicher Fluch auf der Familie lastet.
Zur Diskussionsrunde bat Albrecht nach der einstündigen Aufführung und hatte erst einmal Mühe, die Schüler aus der Reserve zu locken. "Wie hießen die Flaschen", lautete eine erste zaghafte Frage. Warum man denn überhaupt trinke, wollte die Schauspielerin im Gegenzug wissen, worauf ein Schüler erstaunlich erwachsen antwortete: "Weil man traurig ist." Das Lästern der Mitschüler verstummte, als sie begriffen, dass ein waschechter, inzwischen trockener Alkoholiker in der Rolle von Lenas Vater auf der Bühne gestanden hatte.
"Ich habe 30 Jahre lang gesoffen", gestand dieser Peter, für den am Ende 4,2 Promille der Normalzustand waren. Mit dem Level sei er zur Arbeit gegangen und habe so auch ein Fahrzeug gelenkt. Über sein Einstiegsalter von 14 Jahren staunten die Schüler keineswegs. "Von uns hat jeder schon mal getrunken", tönte es aus den Reihen der jungen Zuschauer. Den Lehrern war diese Tatsache nur allzu geläufig: "Viele fangen mit acht Jahren an."