„Ein Schandfleck kommt weg“
Sanierung: Aus der Industriebrache an der Annastraße in Schaag werden Baugrundstücke und Mietwohnungen.
Schaag. Klare Worte: "Kein Horror, keine stinkende Scheiße, das Grundwasser ist nicht belastet!" Rainer Röder von der Bodenschutzbehörde des Kreises Viersen gab Entwarnung. Und so kann in Schaag auf der Industriebrache zwischen Annastraße und Mühlenbach ein Neubaugebiet entstehen. Von den Schadstoffen im Boden soll nichts übrig bleiben, die Sanierungsarbeiten stehen vor dem Abschluss.
Kreis und Stadt Nettetal, Gutachter und Unternehmer erläuterten gestern, wie aus einem Schandfleck im Ortskern attraktive Wohnanlagen entstehen. Heizöl und Gerbstoffe im Boden - und trotzdem sind die Bagger schon angerückt. "150 Jahre Industriegeschichte haben zwar entsprechende Spuren hinterlassen", erläuterte Röder, "aber ich hoffe, dass das Gelände bald aus dem Altlasten-Kataster gestrichen wird." Seit fast einem Jahr hat der Schaager Bauunternehmer Heijo Meertz mit seiner Firma MTE in Abstimmung mit Behörden und Gutachtern abgerissen, entsorgt und saniert. "Die Baugruben waren so was von betonhart", so Meertz, "mit Eichenbrettern und Ton wurde früher gearbeitet, wir haben gestaunt, wie die das gemacht haben."
2006 hatte Meertz das Grundstück gekauft, das nach der Pleite der Firma Textilveredlung Nettetal (ZVN) brach lag. Ein neues Wohngebiet lag auch der Stadt Nettetal am Herzen - Beigeordnete Susanne Fritzsche: "Das fügt sich gut zusammen für Schaag, ein Schandfleck kommt weg und stattdessen werden ortsnahe Häuser und Wohnungen errichtet." Über 6000 Quadratmeter Fläche galt es abzuräumen, etwa 400 Kubikmeter belastetes Material wie Überreste von Fabriken der Leder-, Kunststoff- und Textilbranche zu entsorgen; Kosten: "um die 1,3 Millionen Euro".
Gerbstoffe und Ölwannen stellten ein ökologisches Problem dar, das Jürgen Heldens, Gutachter der Aachener Firma Geobit, als "mittelbelastet" bezeichnete; rund 50 Bodenuntersuchungen und 30 Boden-Luft-Proben führte Geobit durch. Im Februar soll der letzte Geländeabschnitt untersucht und saniert werden.
GESCHICHTE Das Gelände zwischen Annastraße und Mühlenbach war u.a. Sitz der Lederfabrik Richard Hofmans (heute Fongern), später der Firma Textilveredlung Schroers, die 2001 Pleite ging. Es lag brach, bis es von Heijo Meertz vom Schaager Bauunternehmen MTE gekauft wurde.
FAKTEN 6700 Quadratmeter groß ist das Areal. Investiert wurden 1,3 Mio. Euro, neun Wohnungen sind im renovierten Bürotrakt entstanden. Auf der Fläche der abgerissenen Gebäude werden 16 Baugrundstücke ausgewiesen; Grundstückspreis: 125 Euro pro Quadratmeter.