Jüdischer Friedhof Kempen: Steine behutsam pflegen

Denkmalpflege: Kempen besitzt mit dem jüdischen Friedhof in Kamperlings ein Kleinod mit Seltenheitswert. Die Stätte der Ruhe soll 2008 aufgewertet werden.

Kempen/Wesel. Der Kempener Steinmetz Manfred Messing restauriert zurzeit zwei jüdische Friedhöfe in Wesel. Die für zwei Monate vorgesehenen Arbeiten sind mit 25000Euro veranschlagt; davon trägt das Land NRW 60Prozent.

Messing geht es darum, die durch Verwitterung und Umwelteinflüsse angegriffenen Steine behutsam zu reinigen und schadhafte Stellen vorsichtig zu reparieren. "Das schönste Kompliment ist, wenn es hinterher heißt, dass man gar nichts sehen kann", betont Messing.

Auch der jüdische Friedhof in Kempen wird in absehbarer Zeit restauriert. Bereits Ende 2005 war der Kempener Planungsausschuss übereingekommen, schadhafte Stellen auszubessern, die Steine zu säubern und vor allem den Zugang ansprechender zu gestalten. Hierfür stehen 100000Euro im Plan, 60Prozent sollen von NRW beigesteuert werden. Allerdings sind die öffentlichen Töpfe nicht mehr so üppig gefüllt. "Die Beratungen mit dem Land sind noch nicht zu Ende geführt", sagt Grünflächen-Amtsleiter Dieter Adams vorsichtig.

Die Stätte der Stille am Grünkesweg in Kamperlings wurde 1809 von der Gemeinde Schmalbroich gekauft. Genutzt wurde der Friedhof von 1845 bis 1944. Es befinden sich dort 94Grabstätten.

Der Friedhof legt Zeugnis ab vom regen Leben in der jüdischen Gemeinde der Stadt: 1875 war Kempen nicht nur Synagogen-Gemeinde, sondern die Stadt mit dem höchsten Steueraufkommen der jüdischen Bevölkerung am Niederrhein. Herausragend sind die fünf monumentalen Grabsteine der Familie Kounen.

Grabstein-pflege Die jüdische Tradition sieht- im Gegensatz zur christlichen Tradition- keine Pflege ihrer Grabsteine vor.

Bajohr-Werk Das Standardwerk zur Restaurierung jüdischer Grabsteine hat Professor Dr. Stefan Bajohr von der Universität Duisburg verfasst. Tenor: Jüdische Gräber sind nicht für die Ewigkeit angelegt.

Steinmetz Am Bajohr-Standard, dass jüdische Grabsteine und Inschriften vor dem Verfall lediglich durch behutsame Konservierung geschützt werden sollen, orientieren sich die auf dieses Gebiet spezialisierten Steinmetze.

Judenstrasse Schon im 13.Jahrhundert gab es jüdische Einwohner in Kempen. Eine der wichtigsten Straßen führt seit dem 14. Jahrhundert- mit einer Unterbrechung während des "Dritten Reiches"- den Namen Judenstraße.

Friedhof Ein jüdischer Friedhof ist aber erst seit 1809 bekannt. Die jüdische Gemeinde errichtete ihn an der Landstraße nach Oedt, weit außerhalb der damaligen Stadt. Heute liegt er am Grünkesweg, mitten im Wohngebiet Kamperlings.