Eine „Kultur des Nörgelns“?
Immer noch keine Entspannung in der evangelischen Gemeinde: Wahlen zum Presbyterium finden nicht statt – zu wenig Kandidaten.
<strong>Grefrath/Oedt. Die neuen Mitglieder für die Presbyterien werden am 24. Februar in den evangelischen Kirchengemeinden im Rheinland gewählt- außer in Grefrath und Oedt. "Eine Wahl ist nicht erforderlich", so Pfarrer Hartmut Boecker im Gespräch mit der WZ. Der Grund: Es gebe nicht genug Kandidaten. Für die acht Plätze gibt es nur sechs Bewerber. Doch auch ansonsten scheint die Stimmung nicht die beste zu sein unter den 3000Gemeindeglieder dies- und jenseits der Niers...
"Wir müssen eine schwere Situation bewaltigen."
Zur Vorgeschichte: Das alte Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Grefrath-Oedt existiert seit 2007 nicht mehr. Zunächst hatte es im Laufe des Jahres vereinzelte Rücktritte gegeben. Schließlich sahen sich die verbliebenen fünf Mitglieder nicht mehr in der Lage, die Verantwortung für die Entscheidungen zu übernehmen- und traten geschlossen zurück.
Im November setzte Superintendent Falk Neefken einen Bevollmächtigten-Ausschuss ein: Pfarrer Thomas Stockkamp (Kirchengemeinde Krefeld-Süd), Katharina Quack (Lank) und Hermann Achterberg (Paulus-Gemeinde, Krefeld).
Wenn es um Gründe und Schuldige für die Situation geht, meldet sich so mancher zu Wort- aber seinen Namen will keiner in der Zeitung lesen. Zu hören sind Argumente wie "In unserer Kirchengemeinde bewegt sich nichts mehr", "Es tut sich nichts" und "Es ist kein Leben mehr drin". Hinter vorgehaltener Hand gibt es zudem Kritik an der Arbeitsweise des Pfarrers.
Eine "schwere Situation" habe die Kirchengemeinde zu bewältigen, so Boecker. Doch sieht er sie auf einem "guten Weg".
Kündigung: Ein Grund für den Unmut in der Gemeinde sind Kündigungen von Mitarbeitern. Betroffen war zuletzt eine 53-jährige Erzieherin des evangelischen Kindergartens- wegen der Schließung einer Gruppe in der Einrichtung. Nach Weihnachten flatterte der Mitarbeiterin die Nachricht unerwartet ins Haus. 32 Jahre hat sie in dem evangelischen Kindergarten gearbeitet und bis zuletzt für den Erhalt der zweiten Gruppe gegenüber dem Kreis-Jugendamt gekämpft. Nun fürchtet sie, keine Arbeitsstelle mehr zu finden.
Stellungnahme: "Es war eine schwierige Situation", erläutert Thomas Thomas Stockkamp vom Bevollmächtigen-Ausschuss. Man habe die Mitarbeiterin ausgewählt, deren Kündigung am ehesten vertretbar war. Der Elternrat war gegenüber der WZ nicht zu einer Stellungnahme bereit.
Reaktionen: Ärger regt sich über die Art und Weise der Kündigung. Von der Kirche erwarte man ein anderes Vorgehen, heißt es aus Elternkreisen. "Ich habe die Dame nicht angetroffen", begründet Stockkamp, dass es lediglich eine schriftliche Kündigung gab.
Arbeitsgericht: Die 53-jährige Mitarbeiterin will vor dem Arbeitsgericht in Krefeld gegen die Kündigung vorgehen.