Kinder singen mit den erwachsenen Profis
Opernwerkstatt: Schüler des Thomaeum studieren die komische Mozart-Oper „Die Entführung aus dem Serail“ ein.
Kempen. Der kleine Junge in Pluderhosen und orientalischem Gewand schaut frech nach oben. Dann klaut er seinem erwachsenen Gegenüber dreist eine Frucht aus dem Obstkorb und beschimpft ihn ihm Weggehen noch als "dummen Dattel-Dussel". Der Bestohlene, Gregor Braun, ist begeistert: "Super, Simon! Vielleicht noch ein bisschen unfreundlicher."
Simon Paas hat in der komischen Mozart-Oper die Rolle von Pedrillo übernommen, der den finsteren Wächter Osmin überlistet. Beim Üben war noch Musiklehrer Walter Weitz der Osmin; nun ist es mit Kinderoper-Sänger Gregor Braun ein richtiger Bariton. "Die Rolle zu lernen war ganz einfach", sagt Simon und ist vor der Generalprobe in der Aula "nur ein bisschen" aufgeregt.
Während Gregor Braun mit den Hauptdarstellern die Sprechrollen einübt, verteilt seine Kollegin Katharina Raffelsberger Requisiten und Kostüme. "Kinder sind ein tolles Publikum, sie reagieren viel spontaner als Erwachsene", hat die Gesangsstudentin festgestellt. "Manche wundern sich auch, wie laut eine menschliche Stimme klingen kann - und halten sich erstmal die Ohren zu, wenn wir singen."
Endlich dürfen auch die Fünftklässler, die keine Rolle übernommen haben, in die Aula. Bei einem lockeren Quiz am Anfang können alle ihr Wissen über Mozart unter Beweis stellen.
Und dann sind die 120 Schüler auch schon mittendrin in der "Entführung aus dem Serail". Beim Janitscharenchor stimmen alle mit ein und sind sich einig: Opern sind ganz und gar nicht öde, sondern "richtig cool".