Konrad Beikircher: „Wat wollt ich jesacht haben?“
Der Kabarettist Konrad Beikircher erweist sich als großartiger Geschichtenerzähler. Vor 500 Zuschauern verrät er Beethovens kleines Geheimnis.
Lobberich. Was Sie schon immer über Beethoven wissen wollten - Konrad Beikircher erzählt es Ihnen. Und noch viel mehr: Von Beethoven kommt er auf Heilige und die Höhner, auf Meisner und Marktschreier. Dabei unterhält der Kabarettist die knapp 500 Zuschauer am Donnerstagabend in der Werner-Jaeger-Halle prächtig: "Warum? Weil: Dat is so!"
Ein Geschichten-Erzähler ist er, der Beikircher. Und was für einer! "Nehmen wir mal ein Beispiel", sagt er und legt los mit Anekdoten rheinischen Lebensgefühls. Erzählt von Marktschreiern in Bonn, von Beethovens Nachbarn in "Gottfried Fischer seinen Eltern ihrem Haus", von Schmugglern der Nachkriegszeit.
"Jut, wat wollt ich jesacht haben? Dingens!" Mit Dingens meint er Beethoven, den großen Komponisten aus Bonn, Beikirchers Wahlheimat. Respektlos verulkt er den Hit "Freude schöner Götterfunken" aus der Neunten Sinfonie: "Hätten eigentlich auch die Höhner schreiben können!"
Über zweieinhalb Stunden steht er da allein auf der Bühne, schwadroniert, legt nachdenklich den Zeigefinger an die Stirn, schüttelt sich selbst vor Lachen, mitunter noch vor der Pointe. Das wirkt ein wenig einstudiert, ist es ja auch. Doch wer so phänomenal mit Jahreszahlen aus der Geschichte jongliert, der darf sich auch mal verhaspeln, die Merkel "Angelika" nennen. Oder ist das gewollt?
"Man weiß ja nie, ne!" Man weiß wohl, dass Beikirchers Spezialität "der Rheinländer an sich" ist: "Rheinisch-katholisch ist normaler Glauben, da hat der Meisner keine Ahnung von." Beim Kardinal sieht eine Wallfahrt wohl anders aus als bei Beikircher: Acht Minuten Fußweg, mit Schiff und Bus zur Kapelle, zwischendurch lauter "lecker Tässchen Kaffee", Kerze an, Vaterunser - und viel "Wein vom Drachenfels". Dazu ein guter Rat fürs Leben: "Wenn du beim falschen Heiligen eine Kerze anzündest, kannst du dich in der Ewigkeit nicht sehen lassen!"
Ewig lange her sind Beikirchers Geschichten aus der Geschichte, erfrischend neu erzählt: "Kurfürst Clemens August tanzte sich am 6. Februar 1761 auf einer Ü-30-Party zu Tode."
zur PERSON Der inzwischen 62-jährige Konrad Beikircher stammt aus Südtirol. Er lebt seit 1965 im Rheinland. Zunächst arbeitete er als Gefängnispsychologe, seit 1986 als freiberuflicher Künstler.
PROGRAMM Beikircher ist Kabarettist, Autor, Komponist und Sänger. Das Programm "Die rheinische Neunte" gibt’s auch auf CD. Seine Spezialität: Geschichten über den "Rheinländer an sich".
AUFTRITT Seinen Auftritt in der nicht ganz ausverkauften Werner-Jaeger-Halle haben knapp 500 Zuschauer gesehen, die begeistert lachten und klatschten.