Theater in Lobberich: „Parasit“ tritt und buckelt im neuen Gewand

In der Werner-Jaeger-Halle begeistern Bochumer Schauspieler das Publikum. Die Inszenierung bietet zwei alternative Enden.

Lobberich. Nach oben buckeln und nach unten treten - dieses Prinzip hat sich Selicour zueigen gemacht. Als "Parasit" macht er es im Ministerium ohne nennenswerte eigene Fähigkeiten Karriere, intrigiert gegen Kollegen und umschmeichelt den Minister.

So schleimt sich Wolfgang Grindemann als Selicour im Business-Outfit an den jovialen Minister Narbonne (Klaus Nierhoff) heran, der auf das übertriebene Getue seines Untergebenen auch zunächst hereinfällt. Dabei bleiben Mitarbeiter wie der brillante, aber bescheidene Firmin (Michael Schories) und der bucklige La Roche (Dietmar Pröll) auf der Strecke.

Als Zuschauer fragt man sich da schon, weshalb Narbonne den Parasiten nicht sofort durchschaut. So offensichtlich falsch sind dessen ausgeprägte (aber beeindruckende) Mimik und das süßliche Geschwätz. In der direkten Konfrontation von Selicour und seinen Kollegen wird das jedoch verständlich: "Mein Herz weiß nichts von Missgunst", beteuert der Parasit.

Das ist blanker Hohn, doch selbst La Roche, der Selicours Intrigen zuerst erkannt hat, schwankt für einen Moment vor soviel geballter Schmeichelei. Ebenso wird Narbonnes Mutter (Christa Dubbert) umgarnt. Beim Zusehen bleibt die bange Frage, auf wie viele Parasiten dieses Kalibers man wohl selbst schon hereingefallen ist.

Am Ende wendet sich alles zum Guten, auch wenn Firmins Sohn Karl (Marco Mehring) fürchten muss, die Ministertochter (Kristina Sahlin) an Selicour verloren zu haben - beide umwerben sie mit Blumen und Liedern, wenn auch in Selicours Fall natürlich nicht mit den eigenen.

Am Ende kann der Parasit nur mit seinen eigenen Mitteln geschlagen werden, was daran zweifeln lässt, ob wirklich die "Gerechtigkeit" gesiegt hat.

In der Bochumer Inszenierung gibt es noch zwei alternative Enden, die mit dem gleichen Text jeweils einen anderen als Sieger aus dem Intrigenspiel hervorgehen lassen. Ein bemerkenswerter Einfall, wenn auch nicht ganz klar wird, wieso die Angestellte Michelle (Christine Kättner) immer wieder in einen Farbeimer fallen muss.