Neuer Hingucker in Willich Ein Bild zum Darin-Spazierengehen

<irglyphscale style="font-stretch 97375%;">Willich </irglyphscale> · Für den Pfarrsaal von St. Katharina in Willich schuf der Künstler Hans-Christian Rüngeler eine besondere Arbeit. Das neue Panoramabild stellt einen „symbolhaft aufgeladenen Lebensweg“ dar, vom Morgen bis zum Abend.

Hans-Christian Rüngeler schuf das große Panoramabild, das am Sonntag vorgestellt wurde.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Ein „Ah“ und „Oh“ geht durch den Pfarrsaal von St. Katharina, als die Projektionswand an der Stirnseite des Saal hochfährt und das mit einer Höhe von 150 Zentimetern und einer Breite von fünf Metern die Wand fast ganz ausfüllende Gemälde „Im Lauf der Zeit“ von Hans-Christian Rüngeler Stück für Stück enthüllt wird. Applaus brandet auf. Ein Bild zum „Lesen“, zum Darin-Spazierengehen ist das auf fünf Holzplatten gemalte Landschaftsbild: Am linken Bildrand wird der Betrachter entlang einer Allee unter dichtem Laub in die Bildtiefe hineingeführt, es scheint früher Morgen zu sein. In der Bildmitte – das Zentrum ist ein klarer Blick auf einen Kirchturm – herrscht heller Tag und man blickt in eine ferne Weite. Spaziert man an den rechten Bildrand heran, scheint warmes Abendlicht, der Weg führt durch eine weitere Allee bergan.

Die Maserung des Holzbildträgers integriert sich in die Bildwelt, suggeriert hier einen unebenen Boden, dort eine Schleierwolke. Das Bild wirkt merkwürdig entrückt, es gibt keine Elemente, an denen man es in eine konkrete Zeitepoche einordnen könnte. Menschenleer ist es überdies. „Ich bin froh und stolz, dass es hier hängt“, sagt der Maler zu seinem Werk. „Das malt man nicht so eben, da braucht man einen Interessenten und einen Ort, an den es hinkommt.“ Ohne die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, so Rüngeler, wäre das Bild nicht entstanden.

Der 1957 in Paderborn geborene Hans-Christian Rüngeler ist in Willich nicht ganz unbekannt, hat er doch an einer der Herbstausstellungen der vergangenen Jahre in der Kirche St. Katharina teilgenommen. So kam es, wie Hermann-Josef Schmitz von der Stiftung St. Katharina erklärte, dass man Anfang 2023 mit der Frage „Was wird mit der großen weißen Wand im frisch renovierten Gemeindesaal?“ auf den in Köln lebenden Maler zugegangen sei und ihn um Rat gebeten habe. Rüngeler entwickelte eine Skizze für ein Wandbild, der Kirchenvorstand „beäugte und genehmigte“ den Entwurf. Regelmäßig, so Schmitz, sei man in das Atelier des Malers nach Steinborn in der Eifel gefahren, um den Fortschritt der Arbeit zu verfolgen. Die Finanzierung des Bildes hat die Stiftung übernommen.

Rüngeler studierte Archäologie, Altgriechisch und Kunstgeschichte in Mainz sowie freie Kunst an der Kunstakademie in Düsseldorf. Er werde oft gefragt, sagt Rüngeler, wie lange er wohl für ein Bild brauche. Für „Im Laufe der Zeit“ habe er 30 bis 40 Jahre benötigt, verrät er mit einem Lächeln. Denn seine ganze Erfahrung als Künstler und als Maler stecke darin. Prägende Malreisen unternahm er nach Südfrankreich, Skandinavien, China und Andalusien. Seine ganze Erfahrung als Künstler und noch viel mehr steckt in dem Gemälde, wie Kai Hackemann, Freund und Wegbegleiter von Rüngeler, selbst Künstler und Kunsthistoriker, in seiner Rede feststellt. Denn auf den Schultern eines jeden Künstlers ruhten seine Kollegen aus den letzten Jahrhunderten.

Im Panoramabild seines Kollegen entdeckte er, wie er beschreibt, eine Art Altargemälde außerhalb der Kirche, wie der Maler der Romantik, Caspar David Friedrich, es gemalt habe. Man könne sich durchaus vorstellen, dass man das fünfteilige Bild wie einen Altar öffnen und schließen könne. In seiner Gänze stelle es einen „symbolhaft aufgeladenen Lebensweg“ dar, der vom Lebensbeginn, dem Morgen, über die aktive Lebensmitte bis zum Lebensende, dem Abend, führe.