Dormagen: Bunte Schar traf sich im mittelalterlichen Zons
Am Wochenende belebten Ritter, Falkner und Handwerker sowie zahlreiche Besucher die alte Zollfeste.
Dormagen. "Dieser Markt ist nicht zu toppen." Meister Punze und Fruwe Ute sind sichtlich begeistert. Mit mittelalterlichem Wams, Leinenkleid und Haube laufen sie auf Holzschuhen über den Zonser Matthäusmarkt. Die beiden Besucher aus dem Sauerland sind Mittelalterfans von Grund auf. Meister Punze gab sogar seinen Beruf als Graphikdesigner auf, um künftig Lederwaren im Stil des Mittelalters zu verkaufen.
Auf dem Zonser Matthäusmarkt war er allerdings nicht als einer der 150 Handwerker, Händler und Kaufleute, die ihre Waren präsentieren, sondern als Gast der Bergischen Lehnsritter, die seit mehr als 20 Jahren an den Matthäusmarkt-Tagen vor den Stadtmauern ihr Lager aufschlagen.
Die Atmosphäre des Marktes mit seinen Handwerkern alter und neuer Zeit hat es den beiden angetan, aber sie genossen auch die ruhigen Abendstunden: "Wenn man nachts durch die Straßen der Altstadt geht, fühlt man sich mit etwas Fantasie in die Vergangenheit versetzt", schwärmt Fruwe Ute.
Das hören die Veranstalter, der Heimat- und Verkehrsverein, sicherlich gern, geben sie sich doch mit dem vor 28 Jahren wiederbelebten Matthäusmarkt große Mühe, den zahlreichen Besuchern ein mittelalterliches Spektakel zu bieten.
Wie jedes Jahr konnten die Besucher zwischen Ritterturnier und Gauklern, Spielleuten und Bogenschützen in eine andere Welt abtauchen. So waren beispielsweise Musikanten, Ritter und Edelfrauen am Samstagnachmittag vor dem Kreismuseum versammelt, um die offizielle Markteröffnung zu begehen.
Der "Froschkönig" der Märchenspiele Zons und sein Gefolge stahlen eindeutig Bürgermeister Heinz Hilgers die Schau. Trat er sonst zuweilen ebenfalls als mittelalterlicher Ratsherr bei der Eröffnung des Marktes auf, präsentierte er sich diesmal in Zivil. "Ich habe mit 60 Jahren beschlossen, dass ich zu alt für Strumpfhosen bin", schmunzelte er.
Standesgemäß mit festlichem Ornat in Gold und Burgunderrot verlas Harald Krumbein anschließend die Stadterhebungsurkunde vom 20. Dezember 1373. Darin hatte der Erbauer von Zons, Erzbischof Friedrich von Saarwerden, der Stadt Zons das Recht verliehen, "jedes Jahr am Tage des Heiligen Matthäus einen Markt von allen verkäuflichen Sachen abzuhalten." Besagtes gab es nicht, dafür hochwertiges Kunsthandwerk wie Edelstahlschmuck oder Accessoires aus Filz, handgeschmiedete Werke und kunstvolle Gestecke aus Blumen.
Es lohnte sich auf jeden Fall, hungrig auf den Markt zu kommen, denn neben dem Zonser Coch Club, der seine bewährten "Rievkooche" anbot, gab es unter anderem auch "Zonser Ritterschmaus" oder die Gelees und Marmeladen von Marion Wendt-Stockey aus Hückelhoven zu probieren. Ganze 100 Sorten von Löwenzahn über Tomate-Ingwer bis hin zu Sternfrucht-Pistazie hat sie selbst hergestellt und auf dem Markt präsentiert.