Dormagen weiter im Visier des Staatsanwalts

Lustreisen: Gegen fast alle Aufsichtsräte der Energieversorger wurden die Verfahren eingestellt.

Rhein-Kreis Neuss. Die Aufsichtsräte der Energieversorger im Rhein-Kreis Neuss können aufatmen. Seit 2006 standen sie im Visier der Staatsanwaltschaft Köln. Der Vorwurf: Lustreisen. Einzig Dormagen steht weiter auf der Agenda der Staatsanwaltschaft.

Der Geschäftsführer der Energieversorgung Dormagen (EVD), Rudolf Esser, glaubt nicht, dass dies inhaltliche Gründe hat, sondern vermutet, dass die die Verzögerung einzig an organisatorischen Abläufen liegt. Auch der Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln, Günther Feld, bestätigt dies: "Die Fälle werden in der Reihenfolge bearbeitet und Dormagen ist der letzte in der Reihe."

Der Vorwurf, der in allen Fällen bestand: Die Aufsichtratsmitglieder hätten an Reisen teilgenommen, die von der Eon-Ruhrgas bezahlt wurden und weniger der Weiterbildung dienten, sondern hauptsächlich touristischen Wert gehabt hätten. Teilweise waren auch die Partner der Aufsichtsratsmitglieder mitgereist.

Für die anderen Städte außer Dormagen, gegen die ermittelt wurde, sind die Verfahren bereits eingestellt worden. In Meerbusch bestand kein hinreichender Tatverdacht. In Kaarst wurden die Ermittlungen wegen Geringfügigkeit eingestellt. In Neuss, wo eine Fahrt nach Barcelona kritisiert wurde, einigte man sich darauf, die Ermittlungen gegen Zahlung einer Geldauflage einzustellen. Auch in Grevenbroich, wo Aufsichtsratsmitglieder auf Kosten von Eon die Bohrinsel Ekofisk in Norwegen besucht hatten, bezahlten die Aufsichtsratmitglieder eine Geldauflage.

Rudolf Esser hofft nun darauf, dass auch die Untersuchung in Dormagen ein ähnliches Ende finden. Allerdings steht dort auch noch ein anderer möglicher Vorwurf im Raum. Es geht nämlich nicht nur um eine Reise nach Straßburg, sondern auch um einen Aufenthalt in Amsterdam. Als dieser 2004 kritisiert wurde, hatte sich die EVD entschlossen, die Kosten selbst zu übernehmen. Aber: Das Gesellschaftsvermögen sei nicht dazu bestimmt, solche Reisen zu finanzieren, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Deshalb steht unter Umständen nicht der Verdacht der Vorteilsnahme im Raum, sondern der der Untreue. Dennoch: "Wir rechnen damit, dass die Ermittlungen eingestellt werden", so Esser.