Grevenbroich: Einsatz bis in 90 Meter Höhe

RWE hat für 1,4 Millionen Euro eine Hubbühne für Einsätze in extremen Höhen angeschafft.

Grevenbroich. Dort, wo die Drehleiter aufhört, fängt das Revier der Höhenretter an. Entsprechend schwindelfrei müssen die Einsatzkräfte der RWE-Werksfeuerwehr sein, wenn sie das neue Spezialfahrzeug, das am Mittwoch auf der Neurather BoA-Baustelle offiziell übergeben wurde, nutzen werden. Der Teleskopmast mit Hebebühne kann bis zu 90 Meter ausgefahren werden, üblich ist eine Reichweite von etwa 23 Metern.

Die Spezialanfertigung aus Skandinavien hat es in sich: Der Bronto Skylift fällt nicht nur durch die hohe Motorleistung von 420 PS auf, sondern ist auch 52 Tonnen schwer - und wiegt damit ungefähr so viel wie 50 Kleinwagen zusammen.

Die Gelenkmastbühne wurde in Skandinavien gebaut; die Fertigungszeit betrug 19 Monate. 1,4Millionen Euro hat RWE in das Spezialfahrzeug investiert, bei Bedarf kann es auch von anderen Feuerwehren außerhalb der Kraftwerksbaustelle angefordert werden.

Laut RWE ist das Fahrzeug in Westeuropa einzigartig. Geräte in dieser Größenordnung gibt es sonst noch in Moskau und Shanghai. Der Weltrekord für Feuerwehrbühnen auf einem Lkw-Fahrgestell liegt übrigens bei 101 Metern.

Die Gelenkmastbühne wird zur Brandbekämpfung und Personenrettung an schwer zugänglichen Gebäuden eingesetzt. Während die Einsatzkräfte bei einem Brand erst einmal einen Schlauch die Drehleiter hoch schaffen müssen, hat das Spezialfahrzeug eine Wasserleitung fest installiert.

Auch vom Sturm losgelöste Fassadenteile können die Einsatzkräfte in der Höhe fixieren. "Wir hoffen, dass das Fahrzeug jedoch nie eingesetzt wird", sagte RWE-Vorstandsvorsitzender Johannes Lambertz in Erinnerung an den Kraftwerksunfall mit drei Toten in Neurath im Oktober 2007.

Die Werkssicherheit spiele eine große Rolle. "Neben der Modernisierung der Kraftwerke, stehen Wartung und Instandhaltung ganz oben auf unserer Agenda", so Lambertz. "Moderne Kraftwerke und der Tagebau benötigen hocheffiziente Sicherheitssysteme. In den vergangenen sechs Jahren haben wir über 68 Millionen Euro in Brandschutzmaßnahmen investiert. Dazu gehören die Erneuerung der Fahrzeugflotte und Löschanlagen sowie neue Brandschutztüren."

Weitere 21 Millionen Euro sollen in diesem Jahr folgen - darunter 9 Millionen Euro für zwei neue Wachen in Neurath und Weisweiler. In Neurath soll das neue Spezialfahrzeug auch untergebracht werden - zunächst provisorisch und dann eben in der neuen Wache. Die Arbeiten werden in Kürze beginnen, im März 2010 soll das Gebäude fertig sein.

Bei RWE Power arbeiten derzeit 156 Feuerwehrleute in den Großkraftwerken und im Tagebau. Bis Sommer 2010 wird das Team mit 34 Kräften verstärkt. Deren Berufsbild hat sich vom Brandbekämpfer zunehmend zum Experten für Brandvermeidung entwickelt, so Lambertz.

"In den Kraftwerken und im Tagebau sorgen sie dafür, potenzielle Gefahrenherde abzubauen, technische Innovationen zur Verbesserung der Sicherheit vorzunehmen und damit den Schutz der Menschen zu erhöhen."