Jüchen: Das Dorf Holz wird für den Braunkohletagebau Garzweiler II abgerissen
Holz ist das letzte Dorf der Gemeinde Jüchen, das für den Braunkohletagebau Garzweiler II abgerissen wird. Etwa 80 Prozent der früheren Bewohner sind in die Ortschaft Neu-Holz nördlich von Hochneukirch gezogen.
Jüchen. Die Straßen sind leer. Fenster und Türen der Häuser sind mit Brettern vernagelt. Rollläden hängen schief in den Fensterrahmen, hier und da sind hinter den wenigen noch vorhandenen Glasscheiben Gardinen zu sehen. Sie sind einige der wenigen noch verbliebenen Stücke, die daran erinnern, dass hier einmal Menschen gelebt haben.
"Es ist schon recht gruselig", sagt einer der ehemaligen Bewohner des Jüchener Ortsteils Holz. Der 40-jährige Thomas Romboy ist hier aufgewachsen, hat 36 Jahre lang zusammen mit seinen Eltern und seinem Bruder in dem Haus Nummer 70 an der Hauptstraße gewohnt.
2004 sind sie in ein neues Haus in Neu-Holz gezogen. "Ich fahre hier noch oft durch. Da kommen viele Erinnerungen. Es ist schon traurig", sagt Romboy. In den neuen Dörfern sei das Leben nicht dasselbe wie früher. "Die Leute leben jetzt zurückgezogener. Man ist zwar bemüht, die Gemeinschaft zu erhalten, aber es gab einfach einen Bruch."
Holz ist das letzte Dorf der Gemeinde Jüchen, das für den Braunkohletagebau Garzweiler II abgerissen wird. Etwa 80 Prozent der früheren Bewohner sind in die Ortschaft Neu-Holz nördlich von Hochneukirch gezogen. Von ehemals bis zu 500 Einwohnern leben heute noch vier Familien in dem Dorf.
Zu den letzten Bewohnern gehören Gerta und Arnold Packbier. "Wir dürfen bis zum 31. Dezember 2009 bleiben", sagt Gerta Packbier (68). Ihr 72-jähriger Mann möchte bis zum letzten Tag im Dorf ausharren. "Ihm fällt das Ganze besonders schwer", sagt Gerta Packbier. Beim Betreten des Grundstücks der Familie Packbier erinnert nichts an die nur wenige Meter entfernten Abrissbagger. Schilder weisen auf den Verkauf von Blumenkohl und Kartoffeln hin und das Gackern von Hühnern ist aus einem Stall zu hören.
Doch nur wenige Meter entfernt reißen die Bagger nun fast täglich ein weiteres Haus ab. "Jedes Gebäude, das abgebrochen wird, tut weh. Mit jedem Haus verbindet man eine Geschichte und ein Schicksal", sagt Gerta Packbier.
Und Geschichten hatte das Dorf viele zu erzählen: "Während der Kriegswirren hat Konrad Adenauer eine Nacht in unserem Haus übernachtet", erzählt Thomas Romboy. Morgen soll Haus Nummer 70 abgerissen werden.
Bald wird auch das Ehepaar Packbier Abschied nehmen müssen. Nur die Hoffnung hält den Landwirt Arnold Packbier aufrecht: "Meine Enkel werden zurückkommen, wenn das Land rekultiviert ist."