Krankenhäuser im Rhein-Kreis Neuss schlagen Alarm

Bundesweit gingen die Mitarbeiter auf die Straße. Das Personal bittet die Politik darum, den Krankenhäusern ein den Kosten angemessenes Budget zuzugestehen. Es drohe eine Patientengefährdung, längere Wartezeiten und schlimmstenfalls ein Wegfall der ortsnahen Versorgung.

Rhein-Kreis Neuss. Nicht fünf Minuten nach Zwölf, sondern fünf Jahre nach Zwölf sei es für die öffentlichen Krankenhäuser. Deshalb gingen die Beschäftigten und leitenden Mitarbeiter am Mittwochmittag um 12.05 Uhr auf die Straße, um gegen ihre finanzielle Situation zu demonstrieren.

Motto der Demo, die von zwölf Institutionen wie der Ärztekammer, der Caritas und Diakonie, der Gewerkschaften und Pflegeverbänden unterstützt wurde, war: "Der Deckel muss weg!"

Seit 1995 haben Krankenhäuser ein festes Budget, das als Obergrenze und Deckel die Investitionen und Betriebsmittel begrenzt, unabhängig von den Patientenzahlen. Der Deckel, also das Budget, sei in den vergangenen Jahren lediglich zwischen 0,05 Prozent und 0,5 Prozent gestiegen, die Kosten dagegen um 3 bis 4 Prozent, so der Vorstand.

In 2008 ergab sich so für jedes Krankenhaus ein Minus von 4,36 Prozent, rechnet Harald Schmitz vom Verwaltungsvorstand der Kreiskrankenhäuser im Rhein-Kreis Neuss vor. Das setzt sich zusammen aus einem Abzug durch das Sanierungsgeld von 0,5 Prozent, dem Abzug für integrierte Versorgung von ein Prozent, mehr Personalkosten durch den Tarifvertrag und Preissteigerungen von insgesamt 3,5 Prozent auf der einen Seite und einer Erhöhung des Budget um maximal 0,64Prozent auf der anderen Seite.

Das Ergebnis dieser Unterfinanzierung versuche man seit vielen Jahren durch Einsparungen beim Personal und Rationalisierung aufzufangen, denn mit 60 bis 65 Prozent sei dies der größte Posten der Betriebskosten, erklärt Harald Schmitz.

Die Situation habe sich allerdings immer mehr verschärft, so dass nunmehr 80 Vollzeitkräfte in den vergangenen sechs Jahren in den Kreiskrankenhäusern eingespart wurden. Mehr könne nicht aufgefangen werden, so Chefarzt Hans Jens. "Der Spielraum wird immer enger und wir haben Probleme, das Haus wirtschaftlich zu führen", fasst Christian Will, Vorsitzender des Krankenhausausschusses, zusammen.

Nun drohe eine Patientengefährdung, längere Wartezeiten und schlimmstenfalls ein Wegfall der ortsnahen Versorgung, weil noch mehr Krankenhäuser schließen müssten, warnt Schmitz.

Auch das Personal bittet die Politik darum, den Krankenhäusern ein den Kosten angemessenes Budget zuzugestehen: "Weil immer weniger Pfleger und Schwestern für immer mehr Patienten da sein müssen, wird die Zeit für den Einzelnen immer geringer", bedauert Bodo Dammers, Funktionsleiter der Ambulanz.

Mareike Schwartz, stellvertretende Stationsleiterin der Chirurgie, fügt hinzu: "Bei durchschnittlich zehn bis zwölf Patienten pro Pflegekraft und einem hohen Aufwand an Verwaltungsarbeit bleibt oft nur noch Zeit für das Nötigste." Deshalb reichte die Zeit der Krankenhausmitarbeiter auch nicht für mehr als 15 Minuten Demonstration.