Kaarst: Tagung zur Trauerbegleitung

Die Tagung zur Trauerbegleitung nach einem Suizid fand im Rathaus statt.

Kaarst. Die Hospizbewegung Kaarst führte im Rathaus ihre siebte Trauertagung durch. Sie befasste sich dem Thema der Trauerbegleitung nach dem Suizid. Zunächst hielt die Professorin für Psychologie an der katholischen Universität Berlin, Marie-Luise Bödiker-Lange, einen Vortrag. "Suizid ist die stärkste Absage an die Gesellschaft", so Bödiker-Lange.

Die Angehörigen erfahren Schuldzuweisungen. Hätten sie Anzeichen merken müssen? Hätten Sie etwas tun müssen? In der einstündigen Diskussion nach dem Vortrag kam deshalb die Frage nach der Suizidprophylaxe auf.

Doch derjenige, der den Selbstmord ernsthaft plane, so die Psychologin, kündige ihn nicht an und wolle meist auch nicht gefunden werden. "Die Betroffenen müssen sich gegen die Vorwürfe wehren. Jeder ist selbst verantwortlich für sein Leben", sagte Bödiker-Lange.

Heilpädagoge Detlef Bongartz thematisierte die Trauerbegleitung von Kindern und Jugendlichen. In Kleingruppen ging er auf die altersspezifischen Eigenschaften ein. In Form von kreativem Arbeiten oder Märchengeschichten könne das Erlebte thematisiert werden. "Die Trauer kann auch innerhalb der Familie aufgefangen werden, nicht immer muss ein Therapeut hinzugezogen werden", so Bongartz.

Psychotherapeut Heribert Fischedick erörterte in seinem Seminar die Begleitkompetenz. Jeder müsse sich seine eigene Meinung zum Suizid bilden, denn die Angehörigen hinterfragen oft den Sinn des Freitods.

"Die Betroffenen möchten die Gründe verstehen und den Sinn des Weiterlebens finden", wusste Fischedick. Außerdem gehen Frauen und Männer unterschiedlich mit der Trauer um. Frauen denken, wenn sie nicht genug weinen, haben sie den verlorenen Menschen nicht genug geliebt, während Männer Stärke zeigen wollen. stef