Neuss: Im Hafen wird es jetzt exotisch

Mit dem Frucht-Multi PSL siedelt sich ein Hochkaräter im Neusser Hafen an.

Neuss. Schon jetzt ist der Neusser Hafen ein Terrain, auf dem international agierende Firmen ihre Waren empfangen, rangieren und umschlagen. Bald wird der Hafen zudem exotisch: Der Fruchtexperte PSL feierte gestern Richtfest seines neuen Zentrums am Hafenbecken 5.

PSL ist die Abkürzung für "Product Service Latinamerica", doch das Unternehmen bezieht seine Früchte und Obstsorten auch aus anderen Ländern. Neben Limetten aus Mexiko, Exoten wie Physalis und Granadille aus Kolumbien, Mango und Spargel aus Peru werden ebenfalls Ingwer, Pomelos oder die Sternfrucht aus China importiert.

Bisher kamen die Waren aus den fernen Ländern mit dem Frachter in Rotterdam oder Antwerpen an und wurden dort für den Weitertransport in andere europäische Länder auf Lastwagen gepackt. Auch Großhändler in Deutschland wie die Edeka- oder Rewe-Gruppe sowie Großhändler gehören bereits zu den Kunden von Firmenchef Jorge Riano.

Das Ausweiten der deutschen Kundenkartei auf "Großhändler von Hamburg bis München", wie Riano ausführt, ist einer der Gründe, warum man das Fruchtzentrum im Neusser Hafen bauen lässt. Firmensitz von PSL ist ein Büro im Neusser Kreishaus, deshalb kam die Anfrage der Neuss Düsseldorfer Häfen für Riano sehr gelegen.

"Die Qualitätskontrolle unserer Waren kann durch die räumliche Nähe besser gewährleistet werden. Und wir erhoffen uns zudem große Synergieeffekte durch das neue Terminal, das Maersk errichtet", gibt Christian Grüneberg von PSL weitere Gründe an.

Der dänische Großreeder Maersk, dessen Logo schon etliche Container im Hafen schmücken, möchte auf dem gleichen Gelände wie PSL ein 20 Millionen teures Containerterminal errichten und macht den Neusser Hafen damit zu einer zentralen Drehscheibe der Region Rhein-Ruhr.

Das Fruchtzentrum ist daran unmittelbar angeschlossen. Bis 2023 ist eine Ausweitung des momentan im Bau befindlichen Maersk-Terminals von 32 000 Quadratmeter auf 80 000 geplant. Noch ist davon wenig zu sehen, das Gelände, auf dem künftig 200 000 Containereinheiten pro Jahr umgeschlagen werden sollen, ist noch eine Schotterpiste mit Kieshügeln.

Das PSL-Gebäude ist dagegen schon als Hallenskelett zu erkennen. Bis aus dem Rohbau Kühlhäuser, Büros und Räume zum Verpacken werden, dauere es nun nicht mehr lange, verspricht Architekt Bernd Ritzenhoff. Bis Januar soll das Gebäude fertiggestellt werden, damit es nach der Fachmesse Food Logistica offiziell eingeweiht werden kann.

Geplant ist bereits ein zweites Gebäude, das nach einem erfolgreichen Start in gleicher Größe auf dem Gelände gebaut werden soll. Für ihn sei das Fruchtzentrum ein großer Schritt, um die Expansion auf dem europäischen und vor allem deutschen Markt weiter voranzutreiben, sagt der Kolumbianer Jorge Riano, der seit 20 Jahren in der Branche tätig ist.

Ulrich Gross, Geschäftsführer der Neuss Düsseldorfer Häfen, freut sich natürlich darüber, das Fruchtzentrum nach Neuss geholt zu haben: "Durch PSL und Herrn Riano haben wir Seehafen-Status und sind in Nordrhein-Westfalen der einzige mit einem Fruchtzentrum in einem binnenländischen Containerhafen."

Nach Fertigstellung des Maersk-Terminals sollen die Früchte nicht mehr nur mit dem Lastwagen angeliefert werden, sondern auch mit dem Schiff. Nach zwei Millionen Kisten und einem Umsatz von 8 Millionen Euro in 2007 rechnet PSL in 2008 mit etwa 12 Millionen Umsatz. 2009 soll der dann sogar auf 16 Millionen Euro steigen.