Neuss: Platz im Kühlhaus reserviert

Das Neusser Archivgut wird nach einem Masterplan über Jahre gesichert.

Neuss. Der Platz in Neusser Kühlhäusern ist reserviert, bei Bedarf für Akten, Dokumente, Fotos, Handschriften frei. Bei Bedarf heißt: im Notfall. Seit der Katastrophe von Köln wissen nicht nur Eingeweihte, dass ein Archiv Gefrierplatz braucht. Archivgut, das durch Wasser stark geschädigt ist, wird noch feucht eingeschweißt, in Neuss eingefroren und später mit dem so genannten Sublimations-Verfahren im Westfälischen Archivamt in Münster "getrocknet". Schimmelbildung wird so ausgeschlossen, das Wasser selbst richtet meist keine großen Schäden an. Auch im Neusser Archiv ist Vorsorge getroffen - nicht erst seit den Schreckensnachrichten aus dem Kölner Historischen Archiv.

Archivdirektor Jens Metzdorf kann auf den "Masterplan Konservierung und Lagerung" verweisen. Der wird seit 2005 im Haus an der Oberstraße abgearbeitet. Schon sind alle leicht brennbaren Materialien wie etwa Holzregale durch Regale oder Archivierungsschränke aus Metall ersetzt. Immer mehr Akten werden in säurefreien Hüllen und Kartons verpackt. Bis tatsächlich das gesamte Archivgut auf diese Weise gesichert ist, werden aber noch Jahre vergehen.

Dennoch: Jens Metzdorf fühlt sich mit der Umsetzung des Masterplans "auf dem Weg bestätigt". Dieser Weg dient nicht nur dem bestmöglichen Schutz vor möglichen Unglücken, sondern ebenso wie die Restaurierung vor allem "der präventiven Bestandserhaltung". Archivgut, sagt Metzdorf, der auch Vorsitzender der NRW-Archive im Städtetag ist, müsse vor allem benutzbar sein. "Unser Auftrag ist nicht, die Dinge wegzuschließen."

Ein Großteil der Akten wurde - was auch auf die Kölner Bestände zutrifft - in den 70er Jahren verfilmt. Ratsprotokolle vom Mittelalter bis etwa 1815 lagern auf Microfilm in einem Stollen bei Freiburg.

Der Restaurator des Neusser Stadtarchivs, Marcus Janssens, ist derzeit nur selten an seinem Arbeitsplatz zu finden. Er hilft seit dem Einsturz des Kölner Archivs an der Unglücksstelle, und auch Jens Metzdorf selbst ist als Sprecher der NRW-Archivare im St#dtetag in die Koordinierung der zahlreichen Hilfsangebote eingebunden. Wieviel in Köln zerstört wurde oder gerettet werden kann, ist auch für ihn noch völlig offen. Bisher sind sechs von 30 Kilometern Archivgut geborgen. Zum Vergleich: In Neuss passen die Materialien auf 4,5 Regal-Kilometer.