Rhein-Kreis Neuss: IHK setzt weiter auf „BRIC“

IHK und Wirtschaftsförderung fuhren nach Indien, China und Brasilien. Was bleibt von den Reisen in Zeiten der Finanzkrise?

Rhein-Kreis Neuss. Der Name suggeriert etwas von Aufbau, von Neuanfang, von Stabilität und Prosperität: BRIC. Mit diesem Kürzel werden die Zugpferde der Schwellenländer zusammengefasst: Brasilien, Russland, Indien und China. Also Länder, deren Volkswirtschaften in den vergangenen zehn Jahren regelrecht explodiert sind. Und die es, allen voran China und Russland, durch die Finanzkrise eiskalt erwischt hat.

Schon seit langer Zeit pflegen Kreis-Wirtschaftsförderung und die Industrie- und Handelskammer Mitterler Niederrhein Kontakte in diese Länder. Delegationen von Kreispolitikern und Mittelstandschefs haben sich aufgemacht ins Reich der Mitte, an den Zuckerhut, auf den Subkontinent oder, wie im Januar diesen Jahres, nach Russland, um vor Ort Erfahrungen mit Land und Leuten zu sammeln und - so die unternehmerische Hoffnung - mit gut gefüllten Auftragsbüchern wieder heimzukehren.

"Das ist natürlich ein Gedanke, den man dabei hat, wenn man auf so eine Reise geht", räumt Stefan Enders, Referent für internationale Wirtschaftsbeziehungen bei der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK), ein. Es gehe schließlich nicht nur darum, nach neuen Produktionsstandorten zu suchen. Wichtiger sei, das fremde Land und den Wirtschaftsalltag vor Ort kennenzulernen. "Zum geschäftlichen Erfolg zählt auch, dass ein Unternehmen rechtzeitig erkennt, dass der entsprechende Markt für Investitionen oder eine Vertiefung der Kontakte eben nicht geeignet ist", erklärt Jürgen Steinmetz von der Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises. Daher seien Besuche in den entsprechenden Staaten oder Regionen nach wie vor unerlässlich.

Vor allem in den arabischen Staaten des Nahen und Mittleren Ostens ist Fingerspitzengefühl beim Aufbau von Geschäftsbeziehungen gefragt. Darf etwa die Ehefrau eines Geschäftspartners in Ägypten mit eingeladen werden, wenn der Abschluss eines Vertrags gefeiert wird? Außenwirtschaftsexperte Enders weiß die Antwort: "In Kairo schon. In den ägyptischen Provinzen dürfte das allerdings ein Problem sein." Dies und noch einiges mehr erfahren die Teilnehmer einer Reise der IHK und des Rhein-Kreises im November, die nach Saudi-Arabien und nach Ägypten führt.

Und nach wie vor bleiben die Schwellenländer attraktiv für die Unternehmen aus dem Rhein-Kreis. Enders ist davon überzeugt, dass die BRIC-Staaten trotz der Finanzkrise ein lohnenswertes Ziel des rheinischen Mittelstandes bleiben. "Natürlich sind besonders in Russland durch den Zusammenbruch der Börse massive wirtschaftliche Verluste aufgetreten." Doch auf mittelfristige Sicht würden auch diese Volkswirtschaften wieder zulegen.

Ein Wermutstropfen: Lediglich zwei Unternehmen aus dem Kreis haben nach der Indienreise tatsächlich Geschäftsbeziehungen dorthin geknüpft. Davon ist eines bereits aus dem Handelsregister gelöscht worden. Steinmetz: "Wir leisten ja lediglich Aufbauhilfe für die Kontakte. Was die Unternehmen daraus machen, bleibt diesen überlassen."