Kaarst: Gesänge vom Schreibtisch aus

Sie singt ihre Lieblingslieder und stellt sie ins Netz. So ist Janina el Arguioui (21) zum Star geworden.

Kaarst. Es ist ein eher unscheinbares, fast biederes Backsteinhaus in Vorst. Deutschlandfahnen flattern in der Nachbarschaft im Wind, Kinder spielen mit Tennisbällen auf der Straße. Vorstadt-Idylle, wie sie in Dunstkreis von Großstädten wie Düsseldorf oft anzustreffen ist. Das ist das Umfeld, in dem Janina el Arguioui, Deutschlands neuer Internet-Star, lebt und aufgewachsen ist.

"Deine Lieder machen mich glücklich. Sie sind zum Weinen schön." Dies ist nur eines von Dutzenden Komplimenten, die Janina el Arguioui täglich erhält. Sie ist Deutschlands neuer Internet-Star, hat Fans rund um den Globus. Ihre Videos sind ein Klickmagnet auf der Filmchen-Plattform "YouTube".

Aber wie macht sie das? Mit ihrer Webcam filmt sich die 21-Jährige beim Karaoke-Singen ihrer Lieblingssongs. Sie sitzt am Schreibtisch. Janina beherrscht fast alles, was derzeit in den Charts angesagt ist: Titel von Pink, Neo, Ich+Ich oder auch Joss Stone. "Am liebsten singe ich Soul. Aber auch Lieder aus den aktuellen Charts. Die Aufnahmen stelle ich dann ins Netz", sagt sie.

Und die Nutzer sind begeistert. Wie verrückt schauen sie die Videos, schon fast 600 000 Mal wurden ihre mehr als 40 Lieder angeklickt. "Aus ganz Deutschland fragen die Leute, ob ich nicht mal ihr Lieblingslied singen könnte. Sogar aus Holland, Brasilien, England, Spanien und den USA habe ich schon Anfragen", freut sich Janina, die eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation absolviert. Das Internet-Phänomen, sie nennt sich nach ihrer toten Oma "Fienchen", startete durch puren Zufall. Janina wollte einer Freundin in New York ein Geburtstagsständchen schicken. "Per E-Mail ging es nicht, die Datei war zu groß. Da habe ich es ins Internet geladen-und seitdem ist es ein regelrechter Hype".

Der noch möglichst lange anhalten soll. Schließlich genoss sie eine Gesangsausbildung, hatte Klavierunterricht, besuchte neun Jahre die Musikschule. Auch heute tritt sie mit einer Big Band auf, singt auf Hochzeiten und Geburtstagen. "Leben kann man davon aber nicht." Sogar bei "Deutschland sucht den Superstar" probierte sie es schon, vor zwei Jahren beim Casting in Wuppertal. "Dort haben sie mir gesagt, ich könnte super singen, hätte meinen Stil aber schon gefunden. Und so etwas würden sie nicht suchen", erklärte sie gegenüber dem "Express". Ist Bohlen und Co. da etwa ein Talent durch die Finger geschlüpft? Es scheint so: Fast 600 000 Internetnutzer in aller Welt können sich doch nicht irren.