Kabarett in Kempen: Einfach wie ein Butterbrot
Einmal in Fahrt gekommen, begeistert Stefan Verhasselt bei seinem ersten Auftritt in Kempen die Zuschauer.
Kempen. Als "gut bürgerlich" bezeichnet Stefan Verhasselt sein Kabarett-Programm "Machen Sie et juut!". Das ginge heute wieder, man isst ja auch wieder Butterbrote. Ja, man kann den Freitagabend im Kolpinghaus schon als das Butterbrot unter den Abendveranstaltungen bezeichnen - einfach, liebevoll zubereitet und es erinnert an früher.
An damals, als noch in jeder Kneipe in der Vitrine hinter der Theke zwei Päckskes Erdnüsse und drei Tafeln der guten Trumpf Novesia Gold Nuss-Schokolade standen, wie sich der 42-Jährige erinnert.
Der WDR 4-Moderator nahm die rund 180 Zuschauer mit in seine niederrheinische Kindheit, was vielen Zuschauern entzückte, nostalgische Seufzer entlockte. Eifriges Nicken und Zustimmungen zeigten: Hier hat einer den Geschmack seiner Zielgruppe - nach eigenen Angaben Menschen ab 40 mit Sinn für das bürgerliche Leben und den Niederrhein - getroffen.
Verhasselt kommt vom Höcksken auf et Stöcksken, wie man so schön sagt. Gerade ist er noch in seinem Funkhaus und telefoniert mit der Intendantin, da ist er auch wieder in Gedanken mit seinen Tanten beim Kaffeeschmuggel an der deutsch-holländischen Grenze. Eine Mischung aus Erinnerungen, Geschichten aus dem Leben eines Radio-Moderators und aktuellen Themen gespickt mit Exkursen in die sprachlichen und psychologischen Eigenarten des Niederrheiners.
Dabei wirkte Verhasselt zunächst etwas steif, warf immer mal wieder einen Blick auf seine Unterlagen, kam erst peu à peu in Fahrt. Selbst Versuche die Zuschauer einzubinden ("Sie kommen mir irgendwie bekannt vor") wirkten zu einstudiert. Das Publikum sah es nach und freute sich über eine Reise in die Zeit, als es statt "Mein Haus, mein Auto, mein Boot" noch "Unser Traktor, unser Feld, unsere Mia" hieß, als alles noch einfach und unkompliziert schien - so wie ein leckeres Butterbrot halt.