Büderich: Verkauft wird in den Regenpausen

Nur schleppend lief der Handel an Haus Meer. Manche räumten schon mittags wieder ein.

Büderich. Glückliche Gesichter sehen anders aus, und entspannte Verkäufer hören sich anders an: "Ein Euro. Nehmen Sie es oder lassen Sie es." Der so barsch angesprochene Kunde lässt sich jedoch nicht beirren, dreht den Deckenleuchter in seinen Händen von links nach rechts, von rechts nach links - und nickt. "In Ordnung, junger Mann", antwortet er dem verdutzten Händler. "Ich nehme ihn."

Leicht haben es Verkäufer und Besucher auf dem Trödelmarkt am P&Ride Haus Meer nicht. Mal tropft es, mal schüttet es wie aus Kübeln, dann wieder reflektiert der Sonnenschein von der regennassen Folie, die wenigstens die Bücher, Stofftiere oder Kleidungsstücke schützen soll. Einpacken, auspacken. Und wo sind jetzt schon wieder die Klammern hin?

Immerhin bieten die Kapriolen genügend Gesprächsstoff. Beispielsweise, ob eine Standgebühr von 20 Euro angesichts des schlechten Wetters nicht zu hoch und überhaupt klug bemessen sei. Schließlich vergraule man die Händler, wenn die einen schlecht besuchten Platz teuer bezahlen müssten.

Ob es am Wetter liegt oder schlicht an der Ferienzeit: Die Händlerstände finden im wesentlichen Platz beidseitig einer Parkplatz-Zufahrt.

Wie schleppend die Geschäfte wirklich laufen, kann man dem humorigen Kommentar einer Schmuckverkäuferin entnehmen, die gegen 14Uhr das Auftauchen von zwei Kundinnen zugleich ironisch als kleine Sensation ("Jetzt geht es ja richtig los!") feiert.

Trotzdem wird gefeilscht und geguckt - beispielsweise durch eine kugelrunde Sonnenbrille. Dass der Spiegel sich beim Kontrollblick der Kaufinteressentin konsequent wegdreht, nimmt diese nicht als böses Omen. Inklusive Etui wandert das 70er-Jahre-Modell für fünf Euro in ihre Handtasche.

Die hübsche kleine Glasschale daneben allerdings nicht. Taktisch unklug hat die Verkäuferin das Behältnis als "für Süßstoff" deklariert. Schade, denn dem wollen die kaufinteressierten Damen gerade abschwören. "Lieber weniger Zucker als Chemie nehmen!" Rohrzucker sei sehr zu empfehlen, ist die Händlerin schnell wieder Augenhöhe der Damen.

Vor allem Erwachsene schlendern an Kleiderständen und -ständern entlang, probieren Blusen an und wühlen in T-Shirt-Bergen nach einem Schnäppchen. Andere suchen nach Omas Porzellan mit Goldrand, um endlich den zerbrochenen Suppenteller zu ersetzen oder bewundern die jugendliche Juliane Werding auf dem Schallplatten-Cover. Auch die zwei Stillleben im schlichten Holzrahmen haben eine Liebhaberin - doch der Partner teilt die Begeisterung offenbar nicht.

Auch wenn kurz nach Mittag schon die ersten Händler entnervt aufgeben: Durchweg schlecht ist die Stimmung nicht. Nur der Hunger macht manchem zu schaffen, der am Morgen nur "en Bütterken" gegessen hat. "Hier gibt es ja nichts!" Diese Äußerung wird der Chef im Grill-Zelt gewiss nicht unterschreiben. Immerhin hält er tapfer die Stellung, auch wenn sich die Würste schon vor Kälte auf dem Rost zusammenziehen.