Elf Stunden proben, bis alles sitzt

Karriere: Der Osterather Schauspieler Tilo Keiner hat eine Rolle bei den Nibelungen-Festspielen in Worms.

Worms/Meerbusch. Nibelungen im Doppelpack: Erstmals in der siebenjährigen Geschichte der Festspiele in Worms wird das Leben von Siegfried, Brünhild und Kriemhild in zwei Aufführungen gezeigt.

In beiden Stücken mit auf der Bühne: Tilo Keiner, der aus Osterath stammende Schauspieler. Am 1.August hebt sich der Vorhang zu "Siegfrieds Frauen", am 2.August folgt die Premiere von "Die letzten Tage von Burgund" - neu erzählt von Intendant Dieter Wedel, unter zusätzlicher Verwendung von Texten von Friedrich Hebbel.

In beiden Teilen wird der aus Osterath stammende Tilo Keiner auf der Bühne vor dem Nordportal des Wormser Doms den Sindold spielen. "Es ist eine besondere Arbeit", berichtet der 46-Jährige nach den ersten Probetagen. Die Zeit des Einübens ist kaum länger als in den Jahren zuvor, viele Schauspieler sind neu zum Ensemble gestoßen, und natürlich muss bis zur Premiere alles perfekt sitzen.

Zwei Stücke in einer Saison bedeuten dabei nicht nur eine große Herausforderung für Schauspieler und Regisseur, sondern es erfordert auch für Techniker und Bühnenbildner einen organisatorischen Kraftakt. Denn die Stücke werden bis zum 17.August im täglichen Wechsel gespielt.

Präzision, Vorbereitung, Akribie - jeder Schauspieler, der mit Dieter Wedel zusammenarbeitet, kennt die Anforderungen des Regisseurs. Voller Einsatz ist gefordert - da kann es leicht passieren, dass ein Probentag morgens um 10Uhr beginnt und erst abends gegen 21 Uhr endet.

"Manchmal wird´s sogar mit dem Essen eng", verrät Keiner, der genau diese Art der Auseinandersetzung mit dem Stück mag und sich dabei intensiv in seine Rolle einfühlen kann.

Der Osterather ist inzwischen zum vierten Mal bei den Festspielen dabei. Ihm gefällt es, jeden Abend vor 1800 Zuschauern zu spielen. Aber auch die Stimmung in der Stadt, die sich zur Festspielzeit ganz auf die Nibelungen einzulassen weiß, fasziniert ihn.

Die fast ständige Präsenz von Sindold während der jeweils rund 180-minütigen Stücke auf der Bühne ist eine besondere Herausforderung für den Schauspieler. "Gerade dass der Textanteil relativ klein ist, macht die Aufgabe reizvoll".

Mit sparsamen Gesten nachhaltig Wirkung erzeugen - das hat wohl auch Dieter Wedel so überzeugt, dass er Tilo Keiner erneut in das Starensemble berufen hat, das zwei Wochen lang täglich vor dem Nordportal des Wormser Doms zu sehen sein wird.

Meret Becker als Brünhild, Uwe Bohm als Hagen, Annett Renneberg als Kriemhild - diese Besetzung lässt wahrlich auf großes Theater hoffen. Zumal auch kleinere Rollen mit Schauspielern wie Walter Plathe, Sven Walser oder Jörg Pleva glänzend besetzt sind.

"Es macht einfach Spaß, neben so exzellenten Kollegen zu spielen" so Keiner. Zeit für Privates bleibt da kaum. Ausnahme: Für die Spiele der Fußball-EM wurden schon mal Proben verlegt. "Die Begeisterung in unserem Team für die deutsche Mannschaft war riesig", verrät der ehemalige Kicker des OSV.