Dormagen: Gemeinsam reden, feiern, lachen
Was verbindet religiöser Glaube und Kunst? Die Gemeinden liefern darauf erstaunliche Antworten.
Dormagen. Einheit in Vielfalt - das könnte auch für die Interkulturelle Woche gelten. Zwar ist der Veranstalter, der Integrationsrat, die Organisatoren und Veranstaltungsorte allerdings zeichnen ein buntes Bild derer, die sich in Dormagen für die Integration und die Kommunikation zwischen den Religionen engagieren.
Die Auftaktveranstaltung am Sonntag wurde beispielsweise vom Rat der Religionen in der Baptistenkirche veranstaltet. Sie stand ganz im Zeichen des diesjährigen Hauptthemas "Religion und Kunst".
Die Religionen und Religionsgemeinschaften, die in Dormagen eine Heimat gefunden haben, stellten nacheinander vor, wie sich in ihrer Gemeinde gelebter religiöser Glaube und Kunst verbinden.
Für die Baptisten, deren Gottesdiensträume aus calvinistischer Tradition nahezu schmucklos und ohne Bilder auskommen, zeigt sich die Kunst in Musik und im Wort, wie Pastor Roger McCloy erläuterte. Auch darstellende Kunst gehört dazu, was er mit einer Projektion eines kurzen Theaterstücks der Gemeindemitglieder bewies.
Einen überraschend anderen Aspekt griff die katholische Gemeindeassistentin Katica Engel hervor: die liturgischen Gewänder, die das katholische Kirchenjahr begleiten. Pastor Mario Werner stellte sich spontan als Modell zur Verfügung und zog eines ums andere Gewand an, um die Erläuterungen visuell und fachmännisch zu unterstützen.
Die Vorführungen sorgten unter den Zuschauern für einige Schmunzler, denn sie waren von kleinen technischen Pannen begleitet. So war die Videoprojektion der Baptisten zunächst nicht wie gewünscht von moderner Musik begleitet, sondern vom Musikbeitrag der Moslems und der Kleiderständer brach unter dem geballten Gewicht der katholischen Festgewänder zusammen.
Damit bewahrheitete sich Mehmet Güneysus Ankündigung als Vorsitzender des Integrationsrates: "Wir wollen gemeinsam feiern, reden und lachen."
Insgesamt war die Auftaktveranstaltungen sowohl ein Event, das zeigte, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen, aber auch eine Veranstaltung mit nachdenklichen Momenten. So sprach Bürgermeister Heinz Hilgers in seiner Rede die Probleme an, die auf dem Weg zu einer besseren Integration bewältigt werden müssen: "Vielfalt wird zum Problem, wenn man Menschen aussondert."
Deshalb müsse man sich mit Erkenntnissen befassen und nicht mit Vorurteilen. Eines dieser Vorurteile sei die hohe Kriminalität: "Studien und Statistiken zeigen, dass sie unter Migranten nicht höher ist als die unter Deutschen gleicher Bildungsschicht."
Die Präventionskette zur frühen Förderung und Schutz der Kinder sei deshalb wichtiger Baustein zur Integration, da sie unter anderem eine frühe Sprachförderung und das Erkennen von Defiziten ermöglicht.
Nicht nur hier hat Dormagen eine Vorreiterrolle angenommen, wie die Vorsitzende des Rats der Religionen, Fiona Missaghian, betont. Auch gehört die Stadt zu den ersten Städten in Deutschland, die einen Rat der Religionen gründete und nahm damit in Nordrhein-Westfalen Modellstatus ein.
Mehmet Güneysu, Vorsitzender des Integrationsrates, sieht in der Interkulturellen Woche eine wichtige Symbolik: "Sie ist ein Zeichen dafür, wie Vernetzung funktioniert und wie sich alle Beteiligten für eine konstruktive Zusammenarbeit einsetzen."