Finanzkrise: Neusser verunsichert

Die Bürger sorgen sich um ihr Erspartes. Viele haben das Vertrauen verloren.

Neuss. Vor einigen Tagen war Wilhelm Sachs schon kurz davor, sein gesamtes Vermögen von seinem Konto abzuheben. "Die Finanzkrise hat mir zugesetzt. Ich wollte es zuhause aufbewahren", sagt der Pensionär und blickt frustriert zu Boden. "Ich denke sehr viel über das Thema nach." Wie Wilhelm Sachs geht es momentan vielen Neussern. Die weltweite Krise beschäftigt die Menschen.

Hartmut Fischer glaubt sogar, dass "der kleine Arbeiter" die Pleite letztlich ausbaden wird: "Dann wird der Steuerzahler noch mehr zur Kasse gebeten", ärgert sich der Senior. Ruhig schlafen kann er im Moment nicht und er glaubt, dass es vielen so geht: "Selbst dem, der nur fünf Euro in der Tasche hat. Die hat er auch mal gespart."

Fischer macht die Spekulationen an der Börse verantwortlich: "Das sind kriminelle Machenschaften und wer hilft den geschröpften Banken dann aus der Patsche? Der Staat, also wir." Letztendlich schüttelt der Neusser niedergeschlagen den Kopf. "Wir können ja doch nichts dagegen tun."

Thomas Patter kann die Sorgen seiner Mitmenschen nicht verstehen: "Ich glaube, das Geld ist sicher." Vielmehr findet er die durch die Krise fallenden Zinssätze attraktiv: "Wer jetzt bauen will, kann sparen."

Auf Immobilien setzt auch Günther Stieger: "Ich bin froh, dass ich ein Eigenheim als Sicherheit habe." Der Pensionär vertraut zudem auf die Sparkasse: "Ich halte die Einlagen für sicher." Ob es eine gute Idee sei, sein Geld in Gold umzumünzen? Energisch schüttelt Stieger den Kopf: "Der Goldpreis schwankt doch auch beträchtlich."

Karin Kaiser hat zwar auch keine Angst vor einem totalen Zusammenbruch, doch in Aktien würde die Neusserin derzeit nicht investieren: "Die Entwicklung ist zu ungewiss." Weniger optimistisch blickt Carmen Schuhmacher in die Zukunft.

Die werdende Mutter ist arbeitslos, hat wenig Vermögen. "Ich frage mich nun schon, wie ich mein Kind und mich demnächst durchbringe. Wenn jetzt noch eine Inflation droht, sehe ich ganz schwarz."

Dem Versprechen der Bundeskanzlerin Angela Merkel, das Geld sei den Sparern sicher, trauen nur wenige Neusser: "Wenn wir restlos pleite sind, kann auch Frau Merkel nichts ausrichten. Sie ist auch nur ein Mensch", meint Wilfried Schuster.