CDU-Kreisparteitag: Kreisdirektor soll 2009 Landrat werden
Amtsinhaber Patt rührte die Werbetrommel. Hans-Jürgen Petrauschke von 95,7 Prozent der Delegierten gewählt.
Rhein-Kreis Neuss. Jubel erfüllte den Saal. Glückwünsche, die Gäste erhoben sich zu Standing Ovations. Dabei überraschte das Traumergebnis nicht: 156 von 163 Stimmberechtigten sprachen sich auf dem CDU-Kreisparteitag im Norbert-Gymnasium Knechtsteden für Hans-Jürgen Petrauschke aus. Der Kreisdirektor ist somit offizieller Landratskandidat der Christdemokraten im Wahlkampf 2009.
Amtsinhaber Dieter Patt hatte im September auf eine weitere Kandidatur verzichtet. Patt und CDU-Kreischef Hermann Gröhe hätten sich aber wohl ein noch besseres Votum für Petrauschke gewünscht. Vor der Abstimmung war heftigst die Werbetrommel gerührt worden.
"Die Erfolge in meinem Amt habe ich zu einem großen Teil dem Kreisdirektor zu verdanken", lobte Patt. "Hans-Jürgen Petrauschke ist ein führungsstarker Verwaltungsfachmann mit einem klaren CDU-Kompass", erklärte Gröhe. Sein Stellvertreter Markus Leßmann beschwor "Geschlossenheit" und "Mannschaftsgeist".
Einen weiteren Kandidaten gab es nicht. Trotzdem stimmte ein Delegierter gegen Petrauschke, ein weiterer enthielt sich der Stimme, fünf "Totalverweigerer" gaben ihre Stimmzettel erst gar nicht ab. Petrauschkes Laune verdarb das nicht.
"Es ist Fünf vor Zwölf", bemerkte der Jurist nach einem Blick zur Uhr, "aber das ist Zufall". Soviel wolle er auf dem angestrebten Posten gar nicht anders machen: "Kraftwerke sind in Grevenbroich ohne größeren Protest gebaut worden, die Arbeitslosigkeit im Rhein-Kreis Neuss beträgt im Durchschnitt nur 6,3 Prozent. Das sind die Pfunde, mit denen wir wuchern können", erklärte der 52-Jährige. Die Menschen im Kreis wüssten, dass man erst "feste arbeiten" müsse, bevor man "Feste feiern" könne.
Die Betreuung für Kinder unter drei Jahren nannte der Ex-Sozialdezernent eine der Herausforderungen, die in den kommenden Jahren "wirtschaftlich günstig umzusetzen" seien. Weiterhin müsse man die gute Krankenversorgung sichern und die Aus- und Weiterbildung für Sicherheitskräfte wie Feuerwehrleute gewährleisten.
"Es ist ein Verdienst der CDU, dass das Norbert-Gymnasium als katholische Privatschule mit Eliteförderung, Sportinternat sowie sozialem Engagement so gut dasteht", führte Petrauschke weiter aus. Schuldirektor Josef Zanders pflichtete ihm bei.
Hermann Gröhe berichtete schließlich von seiner neuen Aufgabe als Staatsminister im Kanzleramt. "Es ist schwer, die Dimensionen zu benennen und gleichzeitig für Vertrauen zu werben", erklärte er zum Dauerbrenner Finanzkrise. Gröhe: "Wir sagen Nein zur Ideologie der Gier, Nein zum ungezügelten angloamerikanischen Kapitalismus. Wir sagen aber auch Nein zur populistischen Fragestellung der Linken, die die Marktwirtschaft abschaffen will." Gröhe versicherte, dass er sich neben der Bundespolitik nach wie vor für den Kreis voll einsetze: "Ich mache das mit Leidenschaft, und wenn ihr es wollt, auch in den kommenden Jahren."