Meerbusch: Wirtschaft - Auf der Jagd nach Führungskräften

Der Osterather Lothar Grünewald sucht nach Kandidaten für Spitzenjobs.

Meerbusch/Düsseldorf. Headhunter haben nicht den besten Ruf, das Wort entstammt zudem der amerikanischen Umgangssprache. ExecutiveSearch (etwa: ausführende Suche) hört sich da schon besser - und vor allem seriöser - an.

Einer, der sich auf diesen Job versteht, ist der Osterather Lothar Grünewald, dessen Management- und Personalberatung mit Filialen in Düsseldorf an der Stein- und in Osterath an der Goethestraße im Vorjahr ihr 40-jähriges Firmenjubiläum feierte.

"Der Begriff Headhunter ist vielleicht nicht direkt eine Beleidigung, er beschreibt aber nur unzureichend die umfangreiche Beratungsleistung, die wir erbringen", so der 46-Jährige.

Erhält Grünewald Consulting den Auftrag eines Kunden - meist Unternehmen aus den Bereichen Energieversorgung, Versicherungen, Banken, Telekommunikation. IT sowie produzierende Industrie - wird der Markt sondiert und versucht, entsprechende Kandidaten - in der Regel drei bis vier - herauszufiltern.

Dann folgt der delikate Teil der Suche, die direkte Ansprache. "Führungskräfte oder Spezialisten beschäftigen sich oft nicht mit einer möglichen beruflichen Neuorientierung und lesen selten Stellenanzeigen", erklärt Grünewald.

"Bietet die jetzige Firma ihm ein ansprechendes Umfeld, will er das alles womöglich auch gar nicht. Doch wenn er prinzipiell bereit ist, sich weiterzuentwickeln oder neu zu orientieren, dann kommt er für uns infrage."

Das vom Kunden erstellte Anforderungprofil für die neu zu besetzende Stelle beschränkt sich dabei meist auf faktenorientierte Rahmenbedingungen, "ob die Person charakterlich wirklich die Voraussetzung mitbringt, müssen wir dann herausfinden", erklärt Grünewald.

In rund 90-minütigen Interviews versuchen die Researcher in Erfahrung zu bringen, ob der Kandidat erfolgs- und teamorientiert ist, ob er Führungsqualitäten besitzt, kommunikativ oder eher verschlossen ist, an der langen Leine oder lieber aufgabenspezifisch arbeitet und was seine Ziele für die Zukunft sind.

"Dabei sind vermeintlich positive Eigenschaften in bestimmten Fällen vielleicht sogar kontraproduktiv", nennt Grünewald ein Beispiel: "Wer gute rhetorische Fähigkeiten besitzt, aber nicht auf den Punkt kommt, der erhält, wenn es darauf ankommt, womöglich auch nicht die Unterschrift unter einen Geschäftsvertrag." Der Grundsatz des studierten Betriebswirts und Psychologen: "Es gibt keine guten oder schlechten Kandidaten, nur passende oder nicht passende."

Zeugnisse seien zwar wichtig, "ihre Aussagekraft ist aber eher begrenzt", weiß Grünewald aus Erfahrung. Großunternehmen würden nicht selten wohlwollende Phrasen überstrapazieren, in kleineren Betrieben, wo dem Chef womöglich die Erfahrung fehlt, komme es dagegen vor, dass unwichtige Details Eingang in ein Zeugnis finden. Ohnehin: "Papier gibt nur wenig von einer Person preis, jeder weiß heutzutage, wie man eine Bewerbungsmappe zusammenstellt", erklärt der Experte.

Höchsten Wert gelegt wird selbstredend auf Diskretion. Der erste Kontakt geschieht telefonisch, ein persönliches Gespräch findet privat und möglichst in den Abendstunden statt. "Wir wollen keinen Scherbenhaufen hinterlassen, die Person muss immer die Gelegenheit haben, unbeschadet in seinem alten Job weiterarbeiten zu können", bekräftigt der Osterather.

Grünewald Consulting mit sechs festen und fünf festen freien Mitarbeitern ist als deutscher Partner des internationales Netzwerkes INAC in 40 Ländern aktiv und kann so auch Kunden-Anfragen aus dem Ausland befriedigen.

Die nahende Rezension hofft Lothar Grünewald unbeschadet zu überstehen: "Noch spüren wir wenig davon. Anfragen aus dem Finanzdienstleistungssektor haben abgenommen, ansatzweise auch bei der Telekommunikation. Aber letztlich werden Top-Führungskräfte immer gesucht."